
VERANSTALTUNG
37. Oldtimer-Rallye Wiehengebirge, Belm-Verthe
MS Verthe e.V. im ADAC
07.09.2025


TEAM
Frank Schäfer / Nina Schoneville
auf
BMW 2002 L („L“ steht hier für Luxus, nicht für Lang oder Leichtigkeit, oder gar Lude 🙂 )
Ausschreibung als touristische Rallye, die auch für Anfänger geeignet ist. Keine Unterteilung in verschiedene Schwierigkeitsstufen, dafür in Altersklassen der Fahrzeuge, wie folgt:

Oh, Wunder. Es gab keine Teilnehmer in den Klassen 1 und 2, dafür sehr, sehr viel Teilnehmer in der Klasse 5, die sich immerhin über 24 Jahre erstreckt. Hier sieht man eine doch sehr überkommende Altersklasseneinteilung. Das hat auch der Veranstalter erkannt und die Klasse 5 sozusagen halbiert in 5.1 und 5.2., was sicherlich sachgerecht war/ist. Noch besser wäre m.E. direkt auf 10-Jahres-Scheiben zu gehen.
Das Wetter war ganz hervorragend, fast schon zu warm. Ein toller Sonnentag im Spätsommer im Wiehengebirge.
TEILNEHMER-BERICHT
Organisation (vor und während der Veranstaltung)
Die Internetseite des MC Verthe ist etwas in die Jahre gekommen, die relevanten Informationen zur Rallye findet man nicht direkt, aber sie sind da. Es gab regelmäßige Infos vorab, auch per Email. Wir waren selber recht komplexitätstreibend, da wir nicht nur das Fahrzeug gewechselt haben, sondern auch die Besatzung. Sehr netter und serviceorientierter Austausch per Mail und am Telefon. Auch am Tag selber hat alles vollkommen reibungslos funktioniert. Man merkt, dass hier Menschen mit Leidenschaft unterwegs sind. Wenn man bei der Papierabnahme nach dem Fahrzeugschein I gefragt wird… ähm, vergessen! Tja, dann ist das halt so. Merci bien. Auffallend positiv war für mich die hohe Zahl an besetzten Stempelkontrollen und der gut organisierte Rahmen in Bad Essen und Belm (von der Ballaufgabe mal abgesehen). Bei vielen „touristischen“ Fahrten muss man inzwischen mit einer gewissen Lässigkeit oder auch Nachlässigkeit rechnen. Nicht jedoch beim MC Verthe, hier war alles top organisiert.
Note: 1
Strecke
Die Strecke war sicherlich DAS Highlight der Veranstaltung. Traumhafte Straßen durch das Wiehengebirge / Osnabrücker Land. Vorbei an imposanten Fachwerkhäusern, Höfen, Burganlagen, Parks und Schlössern. Da wurde wirklich viel geboten. Es gab einige Oris im Ort, das war aber erträglich. Bei dem schönen Wetter waren auch einige Fahrradfreunde und Landwirte unterwegs, in Summe war das aber kein Problem. In Belm konnte man dann auch einen sozialen Brennpunkt er-fahren. Osmanische Volksfront inklusive. Kontrastpunkt war die Mittagspause in Bad Essen, besser geht es fast nicht mehr. Schöne historische Altstadt, viel Publikum, gutes Mittagslokal.
Note: 1+
Roadbook
Es gab ein spiralgebundenes Roadbook mit Chinesenaufgaben und eingebauten Kartenskizzen. Der Fahrerbrief wurde schon vorab per Email kommuniziert, so dass man sich vorbereiten konnte. Die Aufgabenstellung inkl. der Bewertung mit Strafpunkten war wirklich sehr transparent dargestellt. Kritisch sehen muss/kann man die Genauigkeit der Kartenskizzen. Hier lag ein Punkt schonmal hinter der Kreuzung, an der man eigentlich links abbiegen sollte. Bei einer echten Ori wären wir hier eine Schleife gefahren. In dieser Hinsicht kann der Veranstalter noch nachlegen, damit es wirklich eindeutig ist.
Note: 1
Aufgabenstellung
Bei sogenannten touristischen Rallyes ist das mit der Aufgabenstellung oftmals so ein Ding. Es gibt vielerorts eher grenzwertige Aufgaben wie Bildersuche, Schätzaufgaben, oder gar Scherzaufgaben. Die Frage „wann wurde der erste Geldautomat in Deutschland aufgestellt“ habe ich genauso schon beantworten müssen, wie die Frage nach Grand Slam Erfolgen von Steffi Graf. Derartigen Schabernack gab es bei der Wiehenfahrt nicht. Es gab vielmehr sieben, sehr unterschiedliche Aufgabenstellungen, die immer einen Bezug zum Fahrzeug hatten. Dann gab es zusätzlich weitere drei Aufgaben aus der Kategorie „Spaß und Fahrzeugbeherrschung“. Ich finde es sehr gut, dass der Veranstalter hier eine Trennung vorgenommen hat. Denn die Wertung von „Bälle ins Netz“ – oder war es doch der Eimer??? – war mit 25 bzw. 50 Strafpunkten schon grenzwertig hoch gewichtet.

Alle Aufgaben auf einen Blick. Wirklich sehr vielfältig gestaltet unter Verzicht auf zu viel Kasperletheater. Gut, das mit den Bällewerfen in Belm war wirklich verzichtbar.
Note: 2+
Wertungsprüfungen
Unter Wertungsprüfungen fasse ich die beiden „GLP“ zusammen, die jeweils in der gleichen ehemaligen Bunkeranlage zu absolvieren waren. Einmal mit einem Schnitt von 28 km/h, einmal mit 26 km/h. Der Clou: Es gab keine konkrete Zeitvorgabe, nur „fahren Sie einen Schnitt von…“. Die Zeitmessung fand erkennbar nicht geheim, sondern am Ziel statt. Wir haben dann unsere Sollzeit auf Basis der chinesischen Entfernungen im Roadbook errechnet. Ätsch, Irrtum, denn der letzte Fahrtabschnitt war nicht mehr mit einer Entfernungsangabe versehen. Das wohl mit Absicht. Insofern hätte man hier doch einen echten Schnitt fahren müssen/sollen. Unser Ansatz ist nicht aufgegangen, dafür gab es in Summe 7 Strafpunkte. Diese beiden GLP hatten insgesamt einen sehr hohen Anspruch: weniger problematisch als die Zeit, war es, die korrekte Strecke zu finden. Es waren auch zwei Baumaffen innerhalb der GLP platziert, die „14“ haben wir direkt mal übersehen, obwohl wir korrekt gefahren sind.
Aus meiner Sicht wäre eine normale Sollzeitprüfung die bevorzugte Variante, da nachvollziehbarer und gerade auch für Anfänger besser geeignet. Der Hinweis, man solle das „nach Tacho“ ohne weitere Hilfsmittel fahren, kann nicht so richtig ernst gemeint sein. Ernst gemeint und daher auch bewertet wurde das Anhalten nach dem gelben FIA-Schild. Das ist eine Konsequenz, die man nicht immer findet. Finde ich gut.
Note: 2+
Verpflegung und Ambiente
Der Start und das Ziel der Fahrt war am/im Landgasthaus Hotel Kortlüke. Dort gab es einen passenden Parktplatz, ausreichend WC´s und auch sonst ein passendes Ambiente. Leider haben wir erst vor Ort am Sonntag morgen realisiert, dass im Nenngeld von 100 EUR ein Frühstück nicht enthalten war. Das ist ungewöhnlich. Allerdings konnten wir dann im Hotel frühstücken. Für 10 EUR /Person ein äußerst günstiges und leckeres Angebot. Das rechnerische Nenngeld lag dann schon bei 120 EUR für Fahrer und Beifahrer. Die Mittagspause war auf dem Marktplatz in Bad Essen, einer sehr schönen und gepflegten Stadt. Das Ambiente war hier spätsommerlich, leicht und mit viel Publikum in der historischen Altstadt. Mittagessen gab es dort im Lokal Högers Hotel und Restaurant- man konnte sogar auf der Terrasse draußen sitzen. Das Buffet war sehr gut, allerdings musste man die Getränke komplett selber bezahlen. Nach dem Zieleinlauf gab es bei Kortlüke noch ein Kaffee- und Kuchen-Buffet. Wiederum gut gemacht, aber: jeder nur EIN Stück Kuchen. Das und die Form der „Ansage“ fand ich weniger gut. Getränke waren wieder selber zu zahlen, das Preisniveau war ambitioniert. Insofern insgesamt gute Verpflegung und ein schönes Ambiente, aber dieser Fahrt ist nicht „günstig“. Positiv muss ich noch erwähnen, dass jeder Teilnehmer ein echtes Foto von seinem Oldie inkl. Faltkarte bekommen hat. Das ist eher selten geworden und unterstreicht den insgesamt hohen Qualitätsanspruch der Veranstalter.
Note: 1-
Auswertung und Ergebnisaushang
Auch in dieser „Wertungskategorie“ tun sich viele touristische Veranstalter schwer. Stahlharte Ergebnisverkündigung nach individuellem System, Auswertung nach Gutsherrenart und vor allem: kein Aushang der Ergebnisse, das ist durchaus nicht unüblich. In den meisten Fällen steckt dahinter das Prinzip „Geschwindigkeit vor Genauigkeit“ und/oder „ich mache mich nicht angreifbar“. Sehr positiv, wie es bei der OT-Rallye Wiehengebirge abgelaufen ist. Die Musterbordkarten und Musterlösungen wurden sehr zeitnah im Saal ausgehängt. Die Siegerehrung startete überpünktlich um 17:20 Uhr. Wie erwartet, gab es vorher keinen Ergebnisaushang. Das ist nicht gut. Aber, im direkten Anschluss wurden die detaillierten Ergebnislisten nicht nur ausgehängt, sondern in gehefteten, gedruckten Exemplaren ausgelegt, so dass man sich einen Ausdruck mitnehmen konnte. Und die Einzelergebnisse der verschiedenen Prüfungen waren im Detail sehr transparent dargestellt. Für eine touristische Fahrt ist das vorbildlich!
… oder auch nicht. Leider musste ich die Bewertung in diesem Punkt nachträglich ändern. Das hat der Fahrleiter nämlich auch getan. Wurden wir in der vor Ort ausgehängten Ergebnisliste auf Platz 1 der Klasse 5.1. geführt, zeigte die am Dienstag darauf im Internet veröffentlichte Liste ein anderes Bild. Nun war Startnummer 43 plötzlich auf Platz 1, wir auf Platz 2. Eine Erläuterung zu dieser Änderungen gab es nicht. Ich reime mir das so zusammen, dass der Audi 80 mit dem Bj. 1983 vorher in der falschen Klasse 1983 geführt wurde. Denn ein Fahrzeugwechsel gab es bei der Startnummer 43 erkennbar nicht. Tja, wie ich oben schon geschrieben habe – mit einem Aushang vor der Siegerehrung wäre diese kammheimliche nachträgliche Abänderung nicht erforderlich gewesen. Auch in der Ergebnisliste der Sonderwertungen gibt es Ungereimtheiten, was die Platzierung in der jeweiligen Klasse angeht. Sei´s drum. Jedenfalls das neue Zwischenfazit, dass die OT Rallye Wiehengebirge hier mal gar nicht so vorbildlich ist, sondern besser auf Sorgfalt vor Geschwindigkeit setzen sollte. Unseren Pokal geben wir jedenfalls nicht mehr ab!


Note: 4
Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung
Die Siegerehrung verlief in einem würdigen Rahmen und es gab sehr große, traditionelle Pokale. Süß war die Preisverleihung an die sehr jungen Teilnehmer. Und auch für die meisten Teilnahmen seit ca. 1945 gab es einen Ehrenpreis. Schön! Für Fragen stand der Fahrtleiter auch noch zur Verfügung, aber unser Ergebnis war recht eindeutig und so konnten wir uns auf die Heimreise machen.
Note: 2+
Anmerkungen und Besonderheiten
Bei unserer Doppel-Premiere inklusive Familienausflug haben sich sowohl „Biene“ als auch Nina sehr gut geschlagen. Kein Mal richtig verfahren, keine WP so richtig „verkackt“, leider einen Baumaffen innerhalb der GLP übersehen. Das reichte für Platz 1 in der Klasse 5.1. Gleich drei Frauen im Fahrzeug sind für den Fahrer durchaus eine Herausforderung und die Rücksitzbank ist in einem E28 sicherlich mit mehr Platz ausgestattet. 🙂 Insgesamt ein toller Tag im Wiehengebirge.
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FAZIT
Die Oldtimer-Rallye Wiehengebirge besticht als touristische Veranstaltung mit einem hohen Qualitätsanspruch, einem guten Aufgabenmix ohne Firlefanz und einer wunderschönen Strecke. Bei der Auswertung zeigten sich typische Schwächen bei einer „Geschwindigkeit vor Sorgfalt“-Vorgehensweise, die eigentlich überflüssig sind. Auch wenn am Ende die „alten Hasen“ (die man bei vielen anderen Fahrten sieht), in den Pokalrängen dominieren, so empfiehlt sich diese Fahrt auf alle Fälle auch für Anfänger.
Gesamtnote: 2+
IMPRESSIONEN












AUFGABEN


Roadbook mit Chinesen und überraschend vielen eingestreuten Kartenaufgaben. Die Übergänge waren gut zu finden. Überlappungen gab es keine, auch wenn es danach aussah. Die Kontrollschilder waren groß, hingen aber an vielen Stellen auch links und/oder dort, wo man sie nicht erwartete.


Die GLP 1 und 2 waren durch Chinesen beschrieben, was die Sache nicht einfacher machte. Dann fehlte, hier erkennbar bei Nr. 8, eine Entfernungsangabe. Somit musste man einen echten Schnitt fahren, hier haben wir auf die falsche Technik gesetzt. Für eine rein touristische Fahrt ist das schon eine recht anspruchsvolle Aufgabenstellung. Gestoppt wurde hier übrigens mit Hand und gewertet wurde auf Ebene von Sekunden.