
VERANSTALTUNG
11. ADAC Rothenuffler Wiehenfahrt, Rothenuffeln/Hille
MSC Rothenuffeln im ADAC e.V.
27.09.2025

Ein weiterer Teilnehmerbericht
aus der EXPERT-Klasse findet sich HIER
TEAM
Hans-Georg Sonnendecker / Frank Schäfer
auf
Mercedes 190E 2.5-16 (W201)
Ein Geheimtipp ist die Wiehenfahrt schon seit einiger Zeit nicht mehr und seit letztem Jahr auch ein Lauf zum NRW-Cup (ex-OWL). Es gab in diesem Jahr insgesamt 73 Teilnehmer, davon 12 in der (sportlichen) Klasse „EXPERT“. Mit letzterem ist der Fahrtleiter nicht so ganz zufrieden. Wir kommen später darauf zurück.
Das Wetter war, im Vergleich zum Vorjahr, relativ gnädig. Sehr herbstlich, aber trocken, und zum Teil sogar etwas sonnig. Abends konnte man tatsächlich am Pivittskrug noch draußen sitzen und der Siegerehrung auch ohne Pelzmantel beiwohnen.
TEILNEHMER-BERICHT
Organisation (vor und während der Veranstaltung)
Die 11. Wiehenfahrt ist organisatorisch absolut reibungslos über die Bühne gegangen, zumindest aus Teilnehmersicht. Info, Nennung, etc. – alles online (vorbildlich). Auch die Änderung des Rallye-Boliden war unbürokratisch möglich. Hier sind Praktiker am Werk und keine ADAC-Funktionäre. Der Ablauf an Start, Mittagspause, Kaffeepause, Ziel sowie an den WPs war auch reibungslos. Hervorheben möchte ich die überall anzutreffende positive Stimmung und dem Teilnehmer zugewandte Atmosphäre. Das ist leider nicht bei allen Veranstaltungen so!
Note: 1
Strecke
Die Strecke führte die Teilnehmer über insgesamt ca. 220 km und bot eine Mischung aus „alt“ und „neu“. Diverse Abschnitte kamen uns doch sehr bekannt vor (auch von der Linnenbauer Fahrt), was aber irgendwie auch den Reiz dieser Fahrt ausmacht. Eine Wiehenfahrt ohne den Wendehammer im Erdbrüggenkamp? Nicht auszudenken!
Dieses Mal ging es nicht ins Moor nach Norden. Die Fahrt spielte sich vielmehr überwiegend südlich des Bergkamms ab. Der Fahrtleiter hatte offenbar einzelne Gegenden als Orientierungsaufgaben ausgewählt, die dann per Chinesen verbunden wurden. So kam es zu einigen Transportetappen. Die Streckenführung bot viele landschaftliche Highlights, so dass man auch viel kucken konnte. Dem Fahrer wurde durch die zum Teil sehr bergige Gegend auch einiges geboten.
Die erste Etappe war deutlich kürzer als die zweite Etappe, ähnliches gilt für das Verhältnis der Aufgaben. Etappe 2 war nicht nur länger, sondern gefühlt auch doppelt so anspruchsvoll. Ich würde das umgekehrt bevorzugen. Insgesamt war die Strecke aus unserer Sicht einen Tacken zu lang.

Note: 2+
Roadbook und weitere Unterlagen
Wie in den Vorjahren war das Roadbook vorbildlich: Gebunden, nicht getackert. Dazu ein präziser Fahrerbrief. Mehr braucht man nicht. Die Kartenaufgaben waren wie gewohnt im blassem Druck und ohne Details wie z.B. Straßen- oder Ortsnamen. Das hat hier System. Auf das Retuschieren von ganzen Seen wurde dieses Mal verzichtet.
Note: 1
Aufgabenstellung
In der Expert-Klasse gab es auch 2025 einen Mix aus Chinesen- und Kartenaufgaben. Auf den ersten Blick wirkte das Ganze etwas einfacher als im Vorjahr. Die Fahrtregeln waren reduziert, also die Klassiker: Einbahnstraßenprinzip, Kreuzen verboten, kürzeste Strecke. Aus diesem Basis 1×1 hat der Fahrtleiter viel gemacht. Es zeigt sich, auch ohne Gehirntodformeln (auf die B85 nur links auffahren, ungerade Aufgaben anders als gerade Aufgaben, etc.) kann man eine anspruchsvolle Orientierungsfahrt gestalten. Und das auch noch sehr abwechslungsreich. Denn das möchte ich positiv hervorheben: in Rothenuffeln bekommt man immer einen sehr guten Mix verschiedener Aufgaben serviert, nicht nur das „wie immer“. Was diese Fahrt kennzeichnet, gab es auch anno 2025: Karten ohne Details, Überlappungen von Chinesen und Karten, sehr lange Schleifen. Sehr gut gefallen hat mir das Wiedersehen mit Schwarzenmoor sowie das Gekreisel nach dem Gaskraftwerk im Ort.
Eine besondere Stärke der Wiehenfahrt (Expert) ist sicherlich die sehr abwechslungsreiche, ausgetüftelte Aufgabenstellung.
Note: 1
Wertungsprüfungen
Neben den schönen Orientierungsaufgaben kann der MSC Rothenuffeln auch bei den (Zeit-)Prüfungen überzeugen. Zum einen wurde auf die oftmals nervigen und zum Brettern animierenden ZKs verzichtet. Zum anderen gab es insgesamt fünf sehr gut gemacht Sollzeitprüfungen. Am Start direkt eine 6-Minuten-SZP bis zum Wendehammer Erdbrüggenkamp, dann noch eine 6-Minuten-SZP ab Mercedes Finkemeier, eine 4fach WP im Gewerbegebiet sowie als Höhepunkt gleich drei geheime Sollzeitprüfungen über je 6 Sekunden im Streckenverlauf. Gerade diese WPs waren super gemacht und toll in den Streckenverlauf integriert. Extremer Adrenalinschub und lauter Schrei „geheim! blau! geheim!“, wenn ein solches Schild entdeckt wurde.
Diese WPs waren in Summe extrem professionell gestaltet und es gab auch im Rahmen der Auswertung hier nichts zu meckern. Warum wir nun bei den geheimen WPs mit Lichtschranke so gut und bei den normalen WPs mit Start nach Funkuhr so schlecht abgeschnitten haben, das ist uns allerdings ein Rätsel.
Note: 1
Verpflegung und Ambiente
Letztes Jahr gab es in dieser Rubrik noch einen Rüffel, dieses Mal ein dickes Lob. Das Frühstück im Sinne belegte Brötchen & Kaffee war ok, der Mittagsimbiss sehr gut, die Kaffeepause nett (wenn auch m.E. verzichtbar) und das Abendessen in Buffetform „voll fett“. Auch wenn das Nenngeld weiter angezogen hat, hier stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich möchte besonders die Location „Wiehenpark“ in Rödinghausen zur Mittagspause sowie das Abendessen im Pivittskrug positiv hervorheben. Super netter Service und leckeres Essen.
Note: 1-
Auswertung und Ergebnisaushang
Nach dem Zieleinlauf wurden die Musterbordkarten und die Ergebnisse der WPs sehr zeitnah online veröffentlicht. Auf das Aushängen diverser Zettel wird in Rothenuffeln konsequent verzichtet. Das ist up-to-date und man kann sich mit den Informationen versorgen, ohne dem Fahrtleiter oder seinem Gehilfen beim Antackern der gedruckten Ergebnislisten zuschauen zu müssen. Diese zeitgemäße Digitalisierung würde ich mir bei vielen Fahrten wünschen!
Positiv finde ich den Umgang mit evtl. Folgefehlern und die Tatsache, dass hier endlich einmal konsequent die Regel „anhalten nach dem gelben Schild bzw. in Sichtweite vor der geheimen WP verboten“ konsequent überwacht und ggf. bestraft wurde. Diese Regelung gibt es im Prinzip bei allen Veranstaltungen, aber erfahrungsgemäß wird damit oft maximal lax umgegangen. Gleiches gilt in Rothenuffeln auch für Proteste und Einsprüche: hier beweist der Fahrtleiter Rückgrat. Auch das sei diversen wirbellosen Tierchen an anderen Stellen zur Nachahmung empfohlen 🙂
Note: 2+
Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung
Die Siegerehrung konnte (bereits?) gegen 21.30 Uhr durchgeführt werden. Traditionell wieder draußen, aber es war dieses Mal keine 5 Grad kalt, sondern eher angenehm frisch. Obwohl leider schon einige Teilnehmer abgereist waren, war die Siegerehrung angemessen und launig-unterhaltsam gestaltet. Im Gegensatz zu vielen eher formalen Pokalüberreichungen fand ich den Charakter eher familiär-freundlich. Dazu passt auch der Helferpreis nach Sympathie (hier habe ich keine Chance) und der Sonderpreis des Sponsors Prestel Rallyetelemetrie. Sehr schön!
Note: 1
Anmerkungen und Besonderheiten
Im Rahmen der Wiehenfahrt wurde das „Problem“ der recht geringen Nennungszahlen in der sportlichen Wertung (hier EXPERT) weiter diskutiert. Dazu passt nicht, dass der Veranstalter für die „Experten“ 10 EUR mehr Nenngeld verlangt. In der VWL haben wir schon im Grundstudium gelernt, dass Preise eine Lenkungsfunktion haben. Wenn ich also mehr Sportler haben möchte als Teilnehmer, dann sollte ich denen etwas besonderes bieten und nicht mit „gibt es bald nicht mehr“ drohen. Damit trifft man nämlich nur diejenigen, die schon sportlich fahren. Wer daran kein Interesse haben möchte, dem kann eine solche „Drohung“ ja total egal sein. In diesem Kontext gibt es m.E. noch viel ungenutztes Potenzial. Zum Beispiel touristische Teilnehmer, die sich über „Langeweile“ während der Fahrt beschweren, dann Gesamtsieger werden und nächstes Jahr wieder als Touristen teilnehmen. In der Ori-Szene wäre das undenkbar. Einmal oder mehrfach Gesamtsieger Touristisch, dann besteht im nächsten Jahr die Pflicht, in der Experten-Klasse anzutreten. DAS wäre mal eine Lösung, für die man als Veranstalter oder Serienkoordinator aber „Cojones“ brauchen würden. Wir werden diese Thematik wieder aufgreifen, das ist ja kein spezielles Thema der Wiehenfahrt. Inzwischen denke ich fast, diese „Cup-Wertungen“ in der aktuellen Form schaden mehr, als dass sie nutzen.
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FAZIT
Im 11. Durchgang konnte die Wiehenfahrt wieder durch einen sehr gelungenen Mix aus reibungsloser Organisation, wunderschöner Strecke, abwechslungsreichen Aufgaben und schönem Ambiente überzeugen. Nach wie vor ist deutlich erkennbar, dass dies keine Funktionärsveranstaltung ist, sondern den Teilnehmern etwas geboten werden soll. Eine Fahrt mit „Herzblut“. Gerade die Klasse EXPERT bietet einen sehr interessanten Aufgabenmix, den man sonst so nicht geboten bekommt. Fragen Sie Dr. No & Gemahlin, es lohnt sich durchaus, in dieser Klasse mitzufahren!
Gesamtnote: 1
IMPRESSIONEN



























AUFGABEN

Nach dem Start am Pivittskrug ging es erstmal in der 6-Minuten-WP zum bekannten Wendehammer Erdbrüggenkamp. Die anschließende Ori war vergleichsweise „einfach“ gestaltet, enthielt aber auch die erste geheime SZP. Am Ende, vor dem E, hatte der Fahrtleiter dann noch den selber Kartenfehler platziert, wie bei der Moorfahrt. Beinahe wären wir wieder drauf reingefallen.


Fahrtauftrag 4 und 11: Gekreisel an der gleichen Stelle dazu am Anfang noch mit einer Überlappung zum vorhergehenden Chinesen.


In Fahrtauftrag 8, kurz vor der Mittagspause, musste der Elefant das Wasser lassen. Ziemliches Gekreisel Punkt-Strich-Punkt-usw. Mit Konzentration absolut machbar. Leider haben wir übersehen, dass an einer entscheidenden Stelle die Straße zwar doppellinig, aber nicht angebunden war. Nach der Mittagspause kam man hier wieder vorbei und musste auf die „Lösbarkeit“ der Aufgabe achten.


Zwei weitere schöne Orientierungsaufgaben. Links (FA4) mehrfaches Gekreisel auf kleinstem Raum nach dem imposanten Gaskraftwerk. Anschließend durch die Hallen, wo wir mit der Linnenbauerfahrt schon häufiger waren. Dort jedoch keine geheime WP, wie wir gewettet hatten. In FA 6 dann wiederum eine Magnus-Korff-Gedächtnis-Aufgaben. Schwarzenmoor revisited, das aber dann ganze 6 mal an der 39 vorbei. Die Spaziergänger mit dem Dackel hier haben uns bestimmt für total bekloppt gehalten. Ganz, ganz großes Ori-Kino 🙂

Mit diesem Chinesen stimmt doch etwas nicht ?! Anderswo eine Unsauberkeit, in Rothenuffeln garantiert eine Falle. Der kleine Versatz in der Darstellung bedeutete in Natur einmal um das Haus über den Hof fahren und die „16“ notieren. Grenzwertig, sag ich mal.


Hervorragend gemachte Mehrfach-WP. In Rohtenuffeln können sie nicht nur Orientierung.

Kurz vor dem Zieleinlauf noch diese chinesische Kreiselkombination. Hier konnte man sich wirklich schwindelig fahren. Wie oft nun die „30“?? Hier half nur eines: kühlen Kopf bewahren, die Entfernung messen (190m) und nachdenken, was gemeint ist.







Weitere Bilder im 02-Blog von Dr. No.