VERANSTALTUNG

9. ADAC Emsland Classic, Lengerich (Nds.)

Motorsportfreunde Lengerich

27.04.2025

TEAM

Hans-Georg Sonnendecker / Frank Schäfer

auf

Audi 80 2.6 E (B4)

Es gab dieses Mal drei Klassen: A – Tourensportlich (alt: Touristisch), B – Sportlich (alt: Tourensportlich), C – Ausfahrt (wie bisher). Die neue ADAC Nomenklatur hat auch hier zugeschlagen. Ich habe schon mehrfach in Lengerich teilgenommen, 2023 zum ersten Mal in B. Für HG war es die erste Fahrt bei Don Alfredo.

Das Wetter hätte nicht besser sein können. Sonnig, blauer Himmel, aber eher frisch.

TEILNEHMER-BERICHT

Organisation (vor und während der Veranstaltung)

Business as usual in Lengerich (Emsland): Gelassene Stimmung, aber alles top organisiert. Hier sind Profis am Werk. Auch Probleme bei der Auswertung (in Klasse A) führen hier nicht zu Hektik, Erotik, Fusspils, sondern zu einem sehr souveränen Umgang (eigene Fehler eingeschlossen). Respekt!

Note: 1+

Strecke

Das Emsland ist im Umkreis von Lengerich sehr naturnah, sehr gepflegt und mit schönen alten Höfen durchzogen. Die Gegend ist aber, z.B. im Vergleich zu Herford oder Rothenuffeln, wenig spektakulär. Da kann der Fahrtleiter genauso wenig für, wie für den weitgehend erbärmlichen Zustand der Straßen (Hallo, Sondervermögen?). Insgesamt wurde in Sachen Strecke daraus das Beste gemacht. Es gab m.E. weniger kritische Ortsdurchfahrten, aber mehrfaches Gekreisel auf engem Raum. Gerade in der Nachmittagsetappe hatte man immer den Kirchturm von Lengerich in Sichtweite. Das ist schon große Ori-Kunst.

Note: 2-

Roadbook

In Lengerich gab es bis 2023 immer dieses zerrissene Roadbook: Vorne die eigentlichen Streckenführung. Hinten, quasi im Anhang, kamen dann die Ori-Aufgaben. Die Mehrheit der Aufgaben war „hinten“. So musste man immer wieder nach vorne blätten und aufpassen, das man sich nicht verwirren lässt. Das ist passé. In diesem Jahr hatte man seitens des Veranstalters die Kritik aus dem Jahr 2023 auch in diesem Punkt aufgeriffen und nun ein top Roadbook erstellt, an dem es absolut nichts zu kritisieren gibt. Chronologische Reihenfolge der Karten, fast keine Chinesen mehr. Spiralbindung. Kristallklarer Druck. Man brauchte keine Lupe, die Schwierigkeit entsteht hier durch die Aufgaben selber, nicht durch irgendwelche feinen Retuschen. Auch der Fahrerbrief war klar und recht übersichtlich.

Note: 1

Aufgabenstellung

Die Emsland Klassik gilt seit jeher als anspruchsvolle Fahrt, in allen Klassen. 2019 und 2021 gab es eine gewisse Normalisierung, aber bei der letzten Fahrt 2023 wieder eine volle Ori-Breitseite. Das war sicherlich gut gemeint, aber eindeutig zu viel. Viel zu viel, wie man im Bericht hier auf der Seite nachlesen kann.

Auch in diesem, dem zentralen Kritikpunkt 2023, wurden vom Veranstalter entsprechende Konsequenzen gezogen. Ich beziehe mich hier auf die Klasse B (A mag ähnlich gewesen sein). Die Zeitvorgabe war großzügig. Die Aufgaben wieder sehr trickreich und anspruchsvoll, aber lösbar. Wie bisher galten Einbahnstraßenprinzip, Kreuzungsverbot und die restlichen normalen Ori-Regeln. Neu dazu kam: auf gelbe Straßen nur rechts einfahren. Das galt die ganze Vormittagsetappe und teilweise auch Nachmittags. Dann durften Aufgabenteile in manchen Skizzen auch nur teilweise mehrfach befahren werden. Gerade die Kombination dieser Vorgaben machte die Aufgaben ganz schön tricky. Fahrleitermarkierungen, wegretuschierte Gewässer oder Geisterstraßen gab es nicht. Im Emsland gibt es anspruchsvolle, klassische Ori-Kost. Vor allem setzte der Fahrtleiter auch dieses Mal auf viele Schleifen in mehrfach befahrenem Gebiet. Hier muss man dann höllisch auf mögliche Gegenläufigkeiten achten. Oder auf Überlappungen, die gar keine sind, wenn man genau hinschaut. Ja, wenn 🙁

Fischgräten gab es auch noch zwei, die sorgten für Abwechslung, waren aber auch relativ problemlos zu lösen. Nicht ganz so „einfach“ war eine Aufgabe mit „Fahren Sie kürzeste Gesamtstrecke“. Da qualmten schon die kleinen grauen Zellen. Vor allem: wenn man diese Aufgabe nicht korrekt löste… man kam hier noch mehrfach wieder vorbei … dann kassierte man quasi automatisch weitere Fehlerpunkte.

Insgesamt kann man also auch hier nicht meckern: Anspruchsvolle Aufgaben auf sportlichem Ori-Niveau, gut gemacht ohne komische Ecken und absolut lösbar. Wenn man keinen Blackout hat (siehe 2021), Überlappungen falsch interpretiert oder gar Fahrtleitermarkierungen dort sieht, wo keine sind.

Note: 1

Wertungsprüfungen

Dieses Mal gab es nur zwei Sollzeitprüfungen. Eine 12 Sekundenprüfung um die Ecke am Start und eine Dreifach-Prüfung in einem Wendehammer in einem alten BW-Depot. Alles sehr gut gemacht und mit reibungslosem Ablauf. Auf die Fake-Zeitmessungen, die es bisher immer gab, wurde verzichtet. Vielleicht auch eine Reaktion auf die Anmerkungen dazu aus der Vergangenheit. Leider gab es schon einmal mehr WPs bei dieser Veranstaltung. Wenn die so gut gemacht sind, kann man davon gerne mehr fahren.

Note: 1

Verpflegung und Ambiente

Traditionell war das Autohaus Lampe wieder für Start und Ziel vorgesehen, mit allen bauartbedingten „Einschränkungen“. Nur war dieses Mal auch die Mittagspause im Autohaus. Eine Notlösung, denn alle Wirte in der Gegend hatten wegen „weißem Sonntag“ abgesagt. So kam auch die Strecke mit engem Radius zustande. Man durfte sich nicht zu weit von Lengerich entfernen.

Viel „Ambiente“ kann man nun nicht erwarten, es gab jedoch wie immer ein Top Frühstück (Benchmark!), Mittags eine Suppe aus der Kanone und am späten Vormittag ein leckeres Kuchenbuffet („jeder nur ein Stück Kuchen!!!“). Salami auf Rosinenbrot finde ich immer noch ekelig, aber dafür hatte der Osterhase offenbar zu viele Eier eingekauft, die jetzt noch an den Mann und die Frau gebracht wurden.

Note: 3

Auswertung und Ergebnisaushang

Ankunft im Ziel gegen 15:30 Uhr. Die Musterbordkarten und die korrespondierenden Musterlösungen der Orientierungsaufgaben hingen sehr schnell. So konnte man zügig den Abgleich vornehmen. Bei uns bedeutete das: BK 2 mit null Fehlern, BK 1 jedoch ein einer Aufgabe komplett zerlegt. Wir waren nun gespannt auf die Ergebnisliste.

Es begann das große Warten, die Siegerehrung war für 19.00 Uhr angekündigt. Die Zeit haben wir mit einem Ausflug in die „Innenstadt“ (hüstel) überbrückt. Dort war es aber, trotz Strassenfest, doch eher öde und zudem sehr laut, so sind wir nach einem Bier wieder zurückgekehrt. Es wurde immer noch auf die Ergebnislisten gewartet, gewartet…. Nun sprach sich herum, dass es offenbar bei der Auswertung der Klasse A irgendwelche Probleme gab.

Note: 2

Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung

Gegen 18:30 Uhr trat der Veranstalter vor die versammelten Teilnehmer, und es gab eine sehr ungewöhnliche Aktion. Aufgrund der Unstimmigkeiten in der Klasse A (Teilnehmer hatten wohl eine alternative kürzeste Strecke gefunden) wurde die Auswertung vertagt, die Siegerehrung abgesagt und die Veranstaltung somit vorzeitig beendet. Pokale, so die Ankündigung, werden dann im Nachgang versendet. Ich möchte dem Veranstalter für diese Vorgehensweise ein dickes Kompliment aussprechen. Bei anderen Fahrten wird dann versucht, bis kurz vor Mitternacht doch noch ein Ergebnis unter hohem Zeitdruck hinzu murksen. Das erfreut dann keinen mehr. Es gab im Emsland auch keinen frustrierten Abbruch wie schon mal bei der KK in Münster vor einigen Jahren. Eine klare, freundliche Ansage, das Eingeständnis, heute nicht mehr zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen und vielen Dank an alle. Finde ich grossartig.

Die Ergebnisse wurden dann am nachfolgenden Dienstag online gestellt. Hier hätte ich mir noch eine Erläuterung der Lösungen bzw. vor allem einen Hinweis an die Teilnehmer per Email gewünscht. Absolut vorbildlich war aber die Nachbetreuung durch den Fahrtleiter per Email. Sehr engagiert und persönlich, hat er sich damit viel Arbeit gemacht.

Die Bewertung war streng (alle Folgefehler wurden gezählt), aber fair, da zu 100% nachvollziehbar. Durch unsere Selbstverwirrung in der zweiten Aufgabe am Vormittag haben wir uns ein großes Ei gelegt. Zehn Fehler in einer Aufgabe ist irgendwie auch schon eine Leistung. Da hilft es auch nicht viel, wenn man sonst weitestgehend fehlerfrei bleibt. Die Passage mit dem Grasweg wurde fairerweise neutralisiert.

Note: 2

Anmerkungen und Besonderheiten

In der neunten Auflage hat die Emsland Klassik im Hinblick auf die Aufgabenstellungen wieder ein gutes Maß gefunden. Das Feedback der Teilnehmer aus 2023 wurde aufgenommen und gut umgesetzt. Chapeau, das schaffen nicht viele Veranstalter, die sonst oftmals eher beratungsresistent ihr Ding durchziehen.

HG ist mit dem Audi sehr gute Zeiten gefahren, der Fluch von Stemwede ist somit gebrochen. Der Beifahrer muss darauf, achten, schneller oder besser in die Aufgaben reinzufinden. Mit dem Ergebnis sind wir natürlich nicht zufrieden.

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FAZIT

Oops, we did it again. Ob ich hier nochmal sportlich mitfahre, ist offen – So mein Fazit aus 2023. Dieses Jahr kann ich ergänzen: Yes, we can. Die Emsland Klassik ist eine hervorragend organisierte Fahrt mit starkem Ori-Einschlag. Sehr familiäre Atmosphäre, hoher Eigenanspruch und sehr gute Fahrtunterlagen. Aus dem gegebenen Rahmen (Autohaus als Start und Ziel) wird das Bestmögliche herausgeholt. Strenge, aber faire und vor allem nachvollziehbare Auswertung. Norddeutsche Gelassenheit. Bitte so beibehalten, wir kommen gerne wieder und wollen dann endlich mal aufs Treppchen 🙂

Gesamtnote: 2+

IMPRESSIONEN

Das selbstgemachte Kuchenbuffet hat in Lengerich Tradition und war auch anno 2025 wieder sehr gelungen. Leider lautete die Ansage „jeder nur EIN Stück!“ – schlechte Erfahrungen gemacht? Es gab aber keinen Eiermangel. Ganz im Gegenteil. An mangelndem Cholesterin sind wir jedenfalls nicht gescheitert. Eher daran, dass wir uns mal wieder selber ein Ei gelegt haben (bzw. direkt 13) 🙁

In die Aufgabenstellung mit der Besonderheit „auf gelbe Straßen nur rechts auffahren“ musste man erstmal rein kommen. Dann kam die Fischgräte, und dann die Aufgabe „Handrup“. Achtung, der erste Aufgabenteil war nicht mit A gekennzeichnet, ein E gab es schon. Die Überlappung beim Pfeil war somit keine, denn ein anderes Aufgabenteil war nun näher dran. Wenn man das erkennt hätte, wäre die Aufgabe gut lösbar gewesen.

Danach eine echte Überlappung und doppellinig über die Wiese. Warum, verdammt, hing hier aber kein Schild? Laut Fahrtleiter hätte man nochmal über das C fahren sollen… Diese Stelle wurde zum Glück neutralisiert.

Einen Gruß an den Subarufahrer, der uns auf der Wiese noch rechts überholt hat 🙂 im Film leider nicht zu sehen.

Eine sehr kniffelige Aufgabe führte durch „Dohren“. Gelbe Straßen nur rechts auffahren, kein Aufgabenteil in voller Länge doppelt fahren. Das große Gekreisel konnte beginnen. Wir waren hier im Prinzip korrekt unterwegs, hatten uns aber dafür entschieden, die Aufgabe in zwei Blöcken zu lösen. Leider verloren, damit kam man hier nicht weiter. Man musste alle Aufgabenteile gedanklich einmal komplett lösen und dann erst losfahren. Denn aufgrund der Ausführungsbestimmungen galt hier nicht immer kürzeste Strecke von Aufgabenteil zu Aufgabenteil. Sehr gut gemacht vom Fahrtleiter.