VERANSTALTUNG

40. ADAC Linnenbauer Oldtimerfahrt

Herforder Motorsport Club von 1923 e.V.

13.04.2024

TEAM

H.G. Sonnendecker / Frank Schäfer

auf

Volkswagen Golf 2 („Pasadena“), 1,6l / 71 PS

2. Teilnahme in der sportlichen Wertung. Es gab auch noch die „Touristen“ und die „Wanderer“, hier „Linnenbauer Klassik“ genannt.

April, April, der macht was er will. Bei der Linnenbauerfahrt gab es schon Regen, Hagel und Schnee. Dieses Jahr absolutes Traumwetter mit Sonnenschein und Temperaturen um die 20 Grad.

TEILNEHMER-BERICHT

Organisation (vor und während der Veranstaltung)

Ein Jahr nach dem 100jährigen Jubiläum ging die 40. Linnebauer Fahrt gewohnt professionell auf die Strecke. Frühe Ausschreibung, Online-Nennung und -nennliste. Aufgrund Federbruch und daher mangelndem TÜV mussten wir kurzfristig umsatteln und auf 110 PS verzichten – kein Problem für den Veranstalter. Auch die „technische Abnahme“ (ein kleiner grüner Punkt) sowie der Papier-Check-In verliefen reibungslos, pragmatisch und ohne Bürokratie. Ebenfalls sehr routinierter Start, viele freundliche Kontrollposten, etc. Eine rundum gelungene Organisation.

Note: 1

Strecke

Bei den letzten Fahrten in Herford wurden zwei Schleifen gefahren: eine nach Norden, eine nach Süden. Start, Mittagspause und Ziel jeweils am BildungsCampus. Dieses Jahr ging es hingegen mal wieder auf eine ausgedehnte Süd-Ost-Schleife. D.h. in Richtung Bad Salzufflen, Kirchheide, Kalletal, dann in Richtung PW (für Nichteingeweihte: Porta Westfalica) und dann zurück nach Herford. Mittagspause im Ziegeleimuseum in Lage. Für uns als Wiederholungstäter waren Teile der Strecke natürlich schon aus den Vorjahren bekannt. Jedoch: es war wie immer eine besondere Streckenführung über Berg und Tal und Strassen bzw. Wege, wo man immer wieder staunte, dass man hier tatsächlich fahren kann. Eigentlich kein Metier für große Boliden, wir waren mit dem eher kleinen Golf 2 gar nicht so schlecht bewegt. Insbesondere im Nachmittagsabschnitt ging es über „Stock und Stein“. Leider ist der Straßenzustand hier in der Gegend auch überwiegend desolat. Trotzdem hatte gerade der Fahrer viel Fahrspaß (und dem Beifahrer ist nicht schlecht geworden).

Note: 1

Roadbook und sonstige Fahrtunterlagen

Es gab das gewohnte Roadbook – geheftet, nicht gebunden. Alle Aufgaben waren eindeutig, wenn auch der Maßstab in der Nachmittagsetappe sehr „ungünstig“ gewählt war. Das war natürlich Absicht. Eine Spiralbindung würde mir noch besser gefallen und wäre bei der Fahrt praktischer – das ist aber Meckern auf hohem Niveau. Die Fahrtunterlagen waren ansonsten wie immer eindeutig (was man von der Aufgabenstellung nicht so behaupten kann…)

Note: 2

Aufgabenstellung

In Herford wird grundsätzlich nur nach Karte gefahren. Vielleicht gibt es mal eine kleine Chinesenrallye an der Autobahnmeisterei oder auf einem Firmengelände, das war es dann aber auch schon mit dem Chinesischen. In der sportlichen Wertung kommen dann noch weitere Spezialitäten dazu: Grenzannäherung, Barrikade, Fahren nach Koordinaten/Kompass oder nach „Höhepunkten“/Kartensymbolen. Gerade dieser „Mix“ macht den Unterschied aus zu anderen Veranstaltungen mit sportlichem Anspruch.

2024 lag der Fokus aber mehr auf den „klassischen“ Kartenaufgaben Herforder Schule. Es gab dazu eine lange Grenzannäherung mit diversen Feinheiten und mehrere Barrikadenaufgaben. Das war alles sehr kniffelig und detailreich, der Abwechslungsreichtum der vergangenen Fahrt(en) hat mir aber ein wenig gefehlt.

Allerdings waren auch dieses Mal diverse Sonderfallen eingebaut. Stumme Wächter hinter dem Baum, mehrfache Kartenfehler und diverse Retuschierungen. Die Aufgabenstellung „an sich“ ist in Herford nicht so besonders komplex. Eigentlich nur Einbahnstrassensystem, kürzeste Strecke, Kreuzungsverbot. Es sieht eher recht „einfach“ aus. Aber man muss beim Lesen der Karten aufpassen wie ein Luchs und jedes kleine Detail im Streckenverlauf beachten. Eine Lupe ist unverzichtbar, ich empfehle eher das Elektronenmikroskop. Nicht umsonst gibt es beim Aushang der Lösungen extra ausgehängte Vergrößerungen einzelner Aufgabenteile.

Vormittags waren wir im Grunde „gut drauf“ und hatten nur einen schwachen Moment. Die Karte war manipuliert und die Streckenführung nur einlinig. Allerdings habe ich den angrenzenden Bachverlauf als Wegesrand interpretiert. Nachmittags hat es uns zweimal an der Grenzannäherung erwischt. Hier war man schon auf der Molekülebene unterwegs. Wenn man dann noch unkonzentriert wird… erwischt es einen auch beim Doppel-B an der Barrikade. Das zweite B hätte ich wohl niemals aufgeschrieben, aber den Umweg über den Parkplatz hätte man schon erkennen können. Dann noch ein V nicht gesehen. Zack, bumm, 5 Fehler gemacht.

Diese Art der Aufgabenstellung in Herford ist relativ einzigartig und man kommt damit zurecht, oder eben nicht. Für die Anregung der kleinen grauen Zellen ist aber in jedem Fall gesorgt.

Note: 2

Wertungsprüfungen

Neben den anspruchsvollen Orientierungsaufgaben hat die Linnenbauer Fahrt auch diverse Zeit-WP zu bieten. In der sportlichen Wertung waren das dieses Jahr ganze 6 „normale“ WP mit z.T. mehreren Messungen und dazu noch 2 geheime WP. Hier standen grüne Schilder an unbekannter Stelle und man musste jeweils ca. 50 Meter in 10 Sekunden fahren. Der Aufwand, der hier betrieben wird, ist schon enorm. Alle WP haben gut funktioniert, wobei ich die Anordnung der WP 3 etwas gewagt fand. Hier musste man die Lichtschranke zweimal aus verschiedenen Richtungen anfahren, dabei einmal spitz ums Eck. Das birgt das Risiko, dass sich zwei Teilnehmer in der Lichtschranke begegnen.

Note: 1-

Verpflegung und Ambiente

Gutes Frühstück im BildungsCampus, schöne Mittagspause in der alten Ziegelei, hervorragendes Abendessen wieder im BildungsCampus: auch das Rahmenprogramm hat gepasst. Natürlich ist Herford von Nenngeld her nicht „günstig“. Aber man bekommt was geboten. Mir hat insbesondere die Mittagspause gut gefallen – Sonnenschein auf der Terrasse- und auch Abends wurde seitens des Caterings noch eine Schippe draufgelegt. Es gab leider eine Schlangenbildung an der Bar und bei der Essensausgabe, aber die Qualität war top und das gesamte Ambiente hat auch gepasst. Volle Punktzahl.

Note: 1

Auswertung und Ergebnisaushang

Auswertung und Ergebnisaushang sind notorische Schwachstellen bei diversen Oldtimerrallyes- nicht jedoch in Herford. Es gab vor Ort den Aushang der Idealstrecke mit eingezeichneten Kontrollen und auch die Musterbordkarten der beiden Etappen. Hier konnten man dann schon die eigenen Fehler erkennen. Im Gegensatz zu den Vorjahren waren neutralisierte Kontrollen deutlich gekennzeichnet. Die Transparenz war somit verbessert. Soweit für mich erkennbar gab es auch eine überaus faire Bewertung. Ein Gedankenfehler, aber zwei Fehlkontrollen (retuschierte Strasse) wurde z.B. nur als ein Fehler gewertet, etc. Das geht sehr ok und ist m.E. ein Fortschritt ggü. den Vorjahren. Bei den Touristen gab es wohl nachmittags eine unlösbare Stelle, aber das ist für mich Hörensagen und ich kann das nicht wirklich beurteilen.

Note: 1

Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung

Da wir noch ca. 3 Stunden Fahrzeit nach Bremerhaven vor uns hatten, haben wir die Siegerehrung nicht mehr (vollständig) mitgenommen. Die Pokale waren leider nichts Besonderes und sollen einen leichten Knoblauchgeruch gehabt haben. Aber, hier schreibt der Papst vom Kinderkriegen. Von den Pokalrängen waren wir mal wieder recht weit entfernt. Der Fahrtleiter war (auch) dieses Mal für Fragen und Erläuterungen gut verfügbar, verbittet sich aber Wortmeldungen, wenn „die Fahrleitung“ spricht.

Note: 2

Anmerkungen und Besonderheiten

Mein erstes eigenes Auto war ein Golf 2 mit 55 PS und absoluter Nacktausstattung. Insofern ein kleines Deja Vu bei unserem Rallye-Ersatzfahrzeug, da sowohl BMW als auch Mercedes in der Werkstatt standen. So ein Golf 2 macht einen unglaublich soliden Eindruck und ist sehr übersichtlich, was einem bei einer Oldtimerrallye wie in Herford mit kleinen und kleinsten Straßen zugute kommt. Auch mit 71 PS waren wir gut unterwegs. Das ist mal wieder der Beweis, für das Oldtimerhobby braucht es nicht viel Geld und hochpreisige Boliden. Man kann auch mit eher bescheidenen Mitteln viel Spaß haben. Wobei so ein Pasadena-Sondermodell für damalige (1991) Verhältnisse gut ausgestattet war, mit u.a. Schiebedach, Sportsitzen, Radhausverbreiterungen. etc.

./.

FAZIT

Wieder eine rundherum perfekt organisierte Veranstaltung der Herforder Art. Dazu gehören ein schönes Ambiente, sehr gutes Catering, eine wunderschöne Streckenführung – und die bekannten Spezialaufgaben für das Adlerauge. Den berüchtigten Magnus Korff-Gedächtnis-Punkt (z.B. in Schwarzenmoor) gab es dieses Mal nicht zu entdecken/übersehen, dafür aber genug andere Tricks und Fallen der besonderen Art. Mit dem Ergebnis kann ich (noch) leben, zwei Fehler weniger wären im Prinzip drin gewesen, man muss halt durchgängig hochkonzentriert mit dem Vergrößerungsglas unterwegs sein.

Gesamtnote: 1-

IMPRESSIONEN

Die Baumaffen stehen in Herford immer auf ca. Kniehöhe. Gerne auch mal „etwas“ versteckt. Ein „Höhepunkt“ war sicherlich der Selbststempler, der zu Fuß nur durch die Matsche erreichbar war.

Für 155 EUR Nenngeld wurde einiges geboten, u.a. eine schöne und nahrhafte Mittagspause im LWL Museum Alte Ziegelei in Lage. Die alkoholhaltigen Getränke im Bild waren allerdings nicht im Nenngeld inkludiert.

Man beachte das grüne Rallyeboard.

Kulinarikpapst DRN hätte sicherlich seine Freude an diesem Menü gehabt, war aber leider verhindert (bzw. schlemmte weiter südlich). Wirklich hervorragendes Catering und bezahlbare Getränke im BildungsCampus.

AUFGABEN

Umfahren der Barrikaden auf kürzestem Weg. Im Bereich links von der K27 musste man hier noch über eine Industriebrache fahren. Solche kleinen Details machen den Charme der Linnenbauer Fahrt aus.

Hätten Sie es erkannt? Hinter dem Pfeil bei Leopoldshöhe war die gelbe Straße manipuliert und daher nur einlinig. Der Bach daneben gaukelte aber etwas anderes vor. Hier musste man wirklich SEHR genau hinschauen. Immerhin 1/3 der Sportler haben das nach Fahrtleiterangaben geschafft. Wir nicht…

Die Strecke war gespickt mit detailreichen Fallen. Hier musste zunächst das M in der Ecke gefunden werden. Danach den roten Punkt auf dem zweitkürzesten Weg anfahren. Die erste Einfahrt war nur für Anlieger frei, daher die nächste links und den Selbststempler im Matsch mitnehmen. Das ist schon großes Ori-Kino 🙂

Das einschlägige Gewerbegebiet Lieme hat schon Eingang in die Fachliteratur gefunden. Dieses Mal gab es hier vor und nach der Mittagspause Zeitprüfungen. Direkt nach der Pause war hier die „geheime“ grüne WP versteckt. Hätte man drauf kommen können. Eine sehr ökonomische Platzierung. Damit nicht genug: auch die Anfahrt der roten Pfeile war nicht ganz so einfach, wie man zunächst annehmen konnte…

Mal etwas andere Pokale mit der speziellen Duftnote… 🙂