VERANSTALTUNG
Rund um die Hünengräber, 20. Oldtimer Klassik, Delmenhorst
OC Delmenhorst von 1951 im ADAC e.V.
02.06.2024
TEAM
Hans-Georg Sonnendecker / Frank Schäfer
auf
BMW 528i (E28)
Auch die Jubiläumsfahrt war wieder in den Klassen Touristisch und Sporttouristisch ausgeschrieben und mit 90 Teilnehmern schnell ausgebucht. Wir sind natürlich wieder „sporttouristisch“ gefahren, denn die Ori-Aufgaben sind hier das Salz in der Suppe!
Unwetter im Süden, schlechte Wettervorhersage, aber durchgehend trockenes, wenn auch recht kühles Wetter. Zum Fahren eigentlich ideal.
TEILNEHMER-BERICHT
Organisation (vor und während der Veranstaltung)
Wieder eine sehr routinierte und reibungslose Veranstaltung, ohne irgendwelche Komplikationen oder Hektik. Mit dem Status „ausgebucht“ kommen die Veranstalter hier gut zurecht. Sonst: siehe Berichte der Vorjahre.
Note: 1
Strecke
Auch hier könnte ich schreiben: siehe Vorjahre, was der Sache bzw. Strecke anno 2024 jedoch nicht ganz gerecht würde. Der Grundaufbau war gewohnt: kurze GLP am Start, dann kleine fiese Ori auf dem ADAC-Parkplatz, 3er WP auf dem TÜV-Gelände, aus dem Ort heraus, durch kleine Dörfer und Überland fahren. Einige Orientierungsetappen, dann zurück und nochmal eine Stempelkontrolle an einem Seniorenheim, heute: Residenz. Soweit so bekannt und gut.
Dieses Jahr ist mir positiv aufgefallen, dass es weniger Gerumpel durch Orte gab und auch ein sehr positiv gestimmtes Publikum / Anwohner an der Strecke. Das war 2023 noch ganz anders gewesen! Die Orientierungsaufgaben waren zum Teil wieder innerhalb von Ortschaften, aber dieses Mal passte das besser. Hier sieht die Idealstrecke schon mal nach einem Wirtschaftsweg oder einer Hofeinfahrt aus, das macht aber gerade den Reiz einer norddeutschen Ori aus.
Leider musste man zu Beginn und am Ende der Fahrt wieder durch Delmenhorst mit Tempo 30 und zig-Ampeln gurken. Das ist hier wohl unvermeidbar. Allerdings hätte die Ziel-ZK auch bei der DK am Hans-Böckler-Platz platziert werden können. Das anschließende Ampel-Gehoppel und unsere Zeitnot wären so vermeidbar gewesen. Die Strecke war ansonsten sehr schön und auch wieder mit den legendären touristischen Hinweisen im Roadbook versehen.
Note: 1-
Roadbook und sonstige Fahrtunterlagen
Tip-Top Roadbook mit Metall-Spiralbindung und sehr hochwertigem Papier. Makelloser Druck. Man brauchte überwiegend noch nicht mal eine Lupe, so gut war die Darstellung. Kristallklar, sozusagen.
Auch die sonstigen Unterlagen waren von der gewohnt hohen Qualität. In der Fahrerbesprechung wurde auffällig oft und nachdrücklich darauf hingewiesen ALLE Bestimmungen sehr gewissenhaft zu lesen und ggf. dem Fahrer auch vorzulesen. Das lies ein erhöhtes Anspruchsniveau erwarten…
Note: 1
Aufgabenstellung
… und so kam es dann auch. Direkt auf dem ADAC-Gelände rauchten die kleinen grauen Zellen. Wieso stand hier nur eine OK vor der Stempelkontrolle? Das ist doch zu einfach!? Schon hier, auf dem Parkplatz, mussten Nanometer gemessen oder geschätzt werden, um die korrekte kürzeste Strecke ausfindig zu machen. Dann noch die Denkblockade überwinden, dass die Aufgabe komplett, wie bisher immer, auf dem Parkplatz zu lösen ist. Nein, zum Jubiläum musste man den Parkplatz verlassen und noch eine Runde drehen. Also 57, DK, 57, DK. Wenn man es hatte, dann war es eigentlich klar. Haha, eigentlich.
Die nächste Aufregung folgte in Aufgabe 2 „Ganderkese – Immer“. Immer öfter schießen Fahrtleiter über das Ziel hinaus oder sich ins eigene Knie. Will meinen: Aufgaben werden immer noch eine Gehirnwindung weiter gedreht, bis man so viele Wenn und Aber beachten muss, dass die Lösung nicht mehr eindeutig ist. Oder es war anders gemeint. Hier gab es nun einen Kartenfehler, der später noch zu einigen Diskussionen führen sollte.
Ähnlich diskussionsfähig finde ich bei Rund um die Hünengräber die Übergänge vom chinesischen Roadbook in die Kartenskizzen und zurück. Hier ist höchste Vorsicht geboten. Vor zwei Jahren haben wir an einer solchen Stelle eine Überlappung gesehen. Die Kontrolle stand auch passend, daher zweimal notiert. Bäng, Fehler, war nicht so gemeint gewesen. Daher waren wir dieses Mal vorsichtig. In Aufgabe 3 nach „BB63“ wieder eine – nach unserer Sicht eindeutige – Überlappung von Chinese und Skizze. Also Schleife fahren über einen wirklich abenteuerlichen, aber doppellinigen Weg. Tja… keine Kontrolle. Also wieder nix. Ist hier wohl nicht so gemeint.
Denkste. Im Übergang „BB82“ zu Aufgabe 5 hatten wir zwar wieder die „Überlappung“ erkannt (Ecke doppelt fahren zum Punkt A), aber nochmal wollten wir nicht auf der falschen Seite von 50/50 liegen. Kontrolle „20“ also nicht doppelt aufschreiben. Und, was soll ich sagen, hier war es dann (natürlich) so gemeint. Im Grundsatz gut gemacht, aber es sollte halt eindeutig sein – diese kurzen Kilometrierungen von 40, 50 oder 70 Meter sind mit dem Tripmaster in der Praxis auch wirklich schwer so präzise zu messen. 40 oder 50 Meter? 70 oder 100 Meter, wer will das schon SO genau ablesen…?
Ansonsten wurden alle Register einer typisch norddeutschen Ori mit hoher Präzision gezogen: kürzeste Strecken, exzessive Gegenläufigkeiten, kleine Haken in den Chinesen. Hier musste man wirklich hoch konzentriert fahren.
Leider war die Sollzeit für diese Art der Aufgabenstellung etwas zu knapp bemessen. Wir hatten in beiden Etappen am Ende etwas Zeitnot. Zum Schluss auch wegen der elendigen Ortsdurchfahrt. Hier wäre ggf. ein wenig „Mehr“ an Zeit hilfreich. Auch im Sinne der Sicherheit.
Note: 2
Wertungsprüfungen
Siehe Vorjahre: Eine Kurz-WP direkt am Start und eine Dreier-WP am TÜV. Alles hat hier reibungslos funktioniert. Und tatsächlich haben dieses Jahr die WP-Zeiten am Ende über die Top-Platzierungen entschieden.
Note: 1
Verpflegung und Ambiente
Start und Ziel im Autohaus, aufgrund der Anlage als 1/2-Tagesveranstaltung mit 80 km Strecke ohne Pause. Bei „Autohaus“ kann es keine Top-Bewertung in der Kategorie Ambiente geben, aber im Vergleich zum Vorjahr war ich positiv überrascht. Der Mittagsimbiss mit drei Varianten war sehr ok und der Nachmittagskuchen sowie die kleinen Desserts überaus lecker. Da will ich nicht meckern. 90 EUR Nenngeld sind gut angelegt. Ich persönlich würde auch 110 EUR zahlen für ein „Plus“ an Verpflegung. Kann man aber so oder so sehen.
Note: 2
Auswertung und Ergebnisaushang
Beim Eintreffen im Ziel mit quietschenden Reifen hingen im Autohaus Mock schon die Ergebnisse der Zeitprüfungen, sowie Musterlösung und Musterbordkarte der Etappe 1. Auch die Lösungen für die Etappe 2 wurden sehr zeitnah ausgehängt. Soweit, so vorbildlich. Leider gab es dann doch einige Rückfragen und Diskussionen. Am Ende wurden in der BK1 ganze fünf Kontrollen neutralisiert. Einmal wegen „nicht eindeutig“ vs. „war anders gemeint“ an der Ecke mit der 97 vs. 82. Und dann weitere drei Kontrollen, da Teilnehmer meinten, die Kontrolle hätte da nicht gestanden, bzw. wäre etwas verdeckt bzw. erst im letzten Moment sichtbar gewesen. Wenn diese Teilnehmer dann dazu noch ein Beweisfoto der „verdeckten Kontrolle“ präsentieren, dann frage ich mich schon, was hier abgeht.
Wir hatten die „91“ zweimal eindeutig gesehen, die „27“ aber nicht. Ja, gut, aber andere Teams hatten die „27′“ aufgeschrieben, deutlich hinter uns. Also war es doch machbar gewesen. Am Ende hatten in der sportlichen Kategorie die ersten Platzierten alle 2 Fehler, es entschieden die Zeiten. Laut korrigierten Muster-BKs hätten wir null Fehler in BK 1 und einen Fehler in BK 2 gehabt. Es wurden aber zwei Fehler gewertet, auch einer in BK 1. Warum, das kann ich nicht nachvollziehen. Mit unserer Platzierung waren wir aber insoweit zufrieden, so dass wir nicht weiter nachgefragt haben. Hat ja auch irgendwie alle betroffen. Grundsätzlich sollte sowas bei einen Fahrt mit so einem Anspruch nicht passieren. Auf der einen Seite Aufgaben, bei denen man Text-Exegese betreiben muss – und dann „großflächiges“ Neutralisieren.
Note: 3+
Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung
Im Jubiläumsjahr wurden 40% statt 30% Pokale ausgegeben (aber damit nicht durchgängig die Plätze 1-3 mit Pokal versehen). Dazu wurde noch ein Geburtstagskind geehrt. Auch die Geschäftsführerin des Autohauses Mock, die Sponsoren, sowie der Caterer, die Helfer und Clubmitglieder wurden gesondert erwähnt und/oder geehrt. Das war ein sehr würdiger Rahmen für die Siegerehrung einer Jubiläumsfahrt. Die Pokale waren üblicher Standard.
Note: 1
Anmerkungen und Besonderheiten
Obwohl HG und ich jetzt schon zum vierten Mal an den „Hünengräbern“ teilgenommen haben, bin ich dieses Mal eher schwer in den Tritt gekommen. Die ADAC-Aufgabe hatte schon zu viel Zeit verbraucht und auch später hatte ich zu oft ein hektisches Gefühl. Teilnehmer aus allen Richtungen, und Zeitdruck. Dafür war aber mal wieder super Stimmung im Auto. Viele Bilder habe ich während der Fahrt nicht gemacht (eigentlich gar keine). Da zeigt sich unser Zeitproblem. Es gab aber auch keine Probleme mit „Fotografiert – nicht aufgeschrieben“ 🙂
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FAZIT
Sehr gelungene Jubiläumsveranstaltung einer Fahrt mit hohem (Ori-)Anspruch in der sport-touristischen Wertung. Das Grundkonzept mit 80 km (Morgens ohne rote Augen und Heimfahrt ab ca. 19:30 Uhr) hat sich absolut bewährt. In diesen überschaubaren Rahmen packt der Fahrtleiter das Maximum an interessanten Aufgaben rein. Vielleicht inzwischen ein bisschen zu viel. Etwas mehr Zeit wäre gut gewesen. Die Aufgaben sollten zudem auf der Strecke gelöst werden und nicht nach Zieleinlauf, bei den Neutralisierungen ist weniger ggf. mehr. Oder die Kontrollen nicht an prekären Stellen aufhängen. Ansonsten gerne weiter so. Auch im 21. Jahr der Durchführung, am 01.06.2025. 😀
Gesamtnote: 2+
IMPRESSIONEN
Es waren viele sehr schöne Teilnehmerfahrzeuge mit dabei. Ein sehr abwechslungsreiches Starterfeld. Besonders erwähnen möchte ich den wunderbaren und seltenen Subaru 1.800 Coupe. Eine echte Rarität aus Fernost in einem tollen Zustand 😀
Die Verpflegung in Delmenhorst war Süßspeisen- bzw. kuchenlastig. Es gab aber auch Bockwurst, Gulasch- und Hochzeitssuppe.
Leider nur Becks Bier und für den Weiswein bin ich bis zur nächsten Tankstelle marschiert. Das ist aber ein Einzelschicksal – insgesamt sehr ordentlich 🙂
AUFGABEN
Chinesisches Roadbook mit vielen kleinen Ecken und ergänzenden sechs Kartenskizzen. Gleich bei der ersten Aufgabe „ADAC Delmenhorst“ hätten wir uns beinahe schon ins Verderben gefahren. Hier wurde einem gerade die bereits erfolgte mehrfache Teilnahme zum Verhängnis. Stichwort: Schere im Kopf.
Ein „Höhepunkt“ in der Kartenskizzen war der Kartenfehler bei Bürstel in Aufgabe 6. Nach Karte eine T-artige Abzweigung. Nach Natur gab es dort aber ein Dreieck in der Mitte. Für Ori-Aufgaben ein gefundenes Fressen, also eine sehr typischen Situation. Hier muss man die Strecke „hinten rum“ nehmen, um nicht zu früh „abzukürzen“. Also beim ersten Mal die 82 aufschreiben. Dann kommt man hier wieder vorbei, dieses Mal von unten. Hier wollte der Fahrtleiter nun, gleiches Denkprinzip“, die 97 haben. Gegenläufigkeit nach Natur! Sind wir daher so nicht gefahren. Aber: Gegenläufigkeit nach Natur war erlaubt, maßgeblich die Kartendarstellung. Jedoch: der untere Teil über die 82 war, ebenfalls nach Ausführungsbestimmungen, nach erstmaliger Befahrung dauerhaft in allen Folgeaufgaben vorhanden. Also war doch die 82 richtig ?! Am Ende wurden hier alle Varianten neutralisiert (oder auch nicht? bleibt unklar). In der BK 2 kam man hier nochmal „von unten“ vorbei, dann galt auf einmal die „82“ als korrekt. Wenn es schon auf solche Feinheiten und Textinterpretationen ankommt, dann sollten die Lösung auch 100% eindeutig sein.
Fifty-fifty-Chance vertan. In Aufgabe 5 haben wir uns gegen eine Überlappung entschieden, die an dieser Stelle aber doch gemeint war. Der Clou bei solchen Aufgabenübergängen in Delmenhorst: man muss die Gesamtsicht der Aufgabenteile nehmen, um zur Lösung zu gelangen. Also nicht Aufgabenteil für Aufgabenteil streng hintereinander. Ansonsten war auch diese Aufgabe auf dem Parkplatz sehr gut gemacht.
Hier, und nicht nur hier, haben aber viele Teilnehmer die Strecke unnötig blockiert. Das ist mir in den Vorjahren schon negativ aufgefallen und könnte auch einmal in einer Fahrerbesprechung angesprochen werden.
Platz 1 in der Klasse und Platz 3 gesamt, damit können wir doch gut leben. Wie heisst es noch so schön: Hinten kackt die Ente!
In den Kartons war übrigens kein Wein drin 🙁