VERANSTALTUNG

XXVII. Int. ADAC Oldtimer- und Classic Rallye der Reiterstadt Verden/Aller

“ Von der Halse an die Wümme“

Automobilclub Verden e.V.

12.08.2023

TEILNEHMER-BERICHT

Organisation (vor und während der Veranstaltung)

Die Informationen im Vorfeld der Fahrt waren lange Zeit eher spärlich: Ausschreibung und Nennformular. Die Nennbestätigung kam dann per Briefpost an den Fahrer. Im unmittelbaren Umfeld der Fahrt verlief aber alles sehr reibungslos. Unkomplizierte Abnahme, Helfereinweisung, Parken, etc. Auch die Ortsdurchfahrt am Rathaus in der Innenstadt von Verden war gut gemacht. Hier kann man nicht meckern.

Leider gibt es Abzüge für den Umstand, dass wir in der Nachmittagsetappe volle 50 Minuten vor der ZK 2 gewartet haben. Mitten im Nirgendwo und bei Regen. Das ging übrigens allen Teilnehmern so. Der Schnitt war mit ca. 23 km/h wohl etwas zu niedrig angesetzt. Die Minuten zogen sich wie Kaugummi. Daher kurzer Anruf bei Fahrteiter. Dort musste ich mir erstmal anhören, wir seien wohl zu schnell gefahren. Es standen dort aber ca. 50 Autos. Lösungsmöglichkeiten? Z.B. Vorzeit zulassen? Nein, denn O-Ton: “ Ich möchte hier nichts entscheiden“ Also Warten. Danach hatte ich, zusammen mit den merkwürdigen WPs (siehe unten); den Kaffee ziemlich auf.

Note: 2

Strecke

Von der Halse an die Wümme war das Motto der Fahrt und so ging es ca. 135 km durch den Nordkreis über Orte wie Ahausen, Ottersberg oder auch Egypten. Die Autobahn A1 wurde diverse Male gequert. Aus der m.E. eher unspektakulären Landschaft hat der Fahrtleiter das Maximum rausgeholt. Viele kleine Straßen und Wege. Oftmals auch vorbei an imposanten Höfen und schönen alten Orten. Aufgrund des doch sehr schlechten Wetters (Regen und extrem schwül) musste man auch nicht mit vielen Radfahrern oder Hundeführern rechnen. Auch das Trekkeraufkommen hielt sich in Grenzen.

Leider gab es auch bei dieser Fahrt wieder einige Tempo 30-Zonen und Drempel, was sich aber heutzutage wohl kaum noch vermeiden lässt. Die Tempo 30-Zonen haben sich ja in den letzten Jahren sinnlos vermehrt.

Positiv: am Wegesrand gab es immer wieder gut gelaunte und positiv gestimmte Zuschauer, auch mit Kindern, die einem zugewinkt haben.

Gut gefallen hat mir auch die Torbogendurchfahrt mit Fahrzeugvorstellung in der Altstadt von Verden. Hier gab es auch ordentlich interessiertes Publikum und viele haben Bilder gemacht. Mehrfach konnte ich auch einen „Daumen hoch“ erkennen. Die Frage „Ist das ein Evo?“ wurde aber – ausnahmsweise – mal nicht gestellt 🙂

Note: 2

Roadbook (hier auch: Bordkarte)

Das spiralgebundene Roadbook für die gesamte Fahrt bekam man 15 Minuten vor der eigenen Startzeit. Sauberer Druck, die Aufgaben wechselten von Chinese zu Kartenaufgaben sowie zu mehreren Sollzeitprüfungen. Alles war sauber beschrieben und die Übergänge von Chinese auf Karte und zurück waren immer absolut eindeutig. Das schafft nicht jeder Fahrtleiter.

Eher merkwürdig war allerdings die Dokumentation der Fahrzeiten (ZK) auf der Bordkarte gestaltet. Hier gab es auch Begriffe wie „Festzeit (Idealzeit)“. Teilweise haben die Posten dann die Ist-Zeiten neben der Tabelle notiert, oder auf der Rückseite, wo man eigentlich die OK notieren sollte. Das wirkte insgesamt improvisiert und lies die Frage offen, wie auf dieser Basis eine ZK Wertung erfolgen kann.

Note: 2

Aufgabenstellung

Erst nach der Fahrt, beim Warten auf die Ergebnisse, wurde mir bewusst, dass es bei dieser Fahrt für die Touristische und die Sportliche Ausfahrt nur eine Aufgabenstellung gab. Fahrerbrief, Roadbook und auch die Wertungsprüfungen waren exakt die gleichen. Es gab nur unterschiedliche Wertungsklassen. Bizarr und macht aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn. In der Ausschreibung klang das auch noch anders. Wie das zu den Bestimmungen der Cup-Wertungen passt? Wird wahrscheinlich passend gemacht.

Das Anspruchsniveau war dann auch eher tourensportlich (quasi der Mittelwert) und im Vergleich zu anderen Fahrten eher einfach gehalten. Für eine sportliche Fahrt sicherlich zu einfach. An diversen Stellen zeigte der Fahrtleiter zwar, dass er das Metier beherrscht (Kartenfehler, Gegenläufigkeiten Chinese zu Karte, etc.), aber davon wurde nur sehr dosiert Gebrauch gemacht. Auch die Kontrollschilder waren dünn gesät und so entstand in Teilen eine gewisse Unsicherheit, ob man denn wohl noch richtig unterwegs war. Ja, war man, es gab aber keine Schilder. Positiv: OE- und Weilerschilder musste man nicht aufschreiben (das war den Wanderern vorbehalten, die es auch noch gab).

Gut gefallen hat mir, dass auch in den chinesischen Abschnitten einige Ecken und Fallen eingebaut waren. Diese waren aber im Prinzip auch immer sehr gut lösbar. Überflüssig hingegen eine Schleife in einem Gewerbegebiet mit 2mal Stempelkontrolle. Das war auch ein gewisser Widerspruch zum eigenen Vorsatz „(kein) mehrmaliges Fahren durch öde Industriegelände, wo eine Oldtimerfahrt eigentlich nicht hingehört“. Gerade dort kann man aber (eigentlich) gute Ori-Aufgaben machen. Und muss nicht – wie auch in Verden wieder – durch Wohngebiete kreiseln. Das hat mir, ähnlich wie in Lengerich und Ganderkese, auch in Verden nicht gefallen, scheint aber eine regionale Spezialität zu sein.

Die Wertung kam durch die Ergebnisse der Zeitprüfungen zustande, da viele Teams null Fehler in den Bordkarten hatten. Das ist für eine sportliche Fahrt sehr ungewöhnlich. Aber eigentlich war das ja auch keine sportliche Fahrt.

Note: 3

Wertungsprüfungen

Insgesamt mussten fünf Wertungsprüfungen (WP) mit mehreren Messpunkten gefahren werden.

Aber Achtung, auch das eine regionale Spezialität: „An den Messpunkten A, B, C, usw. können sich Lichtschranken befinden“. Können! Die WP weichen hier in der Ausgestaltung deutlich von dem ab, was man so geläufig kennt. Statt der üblichen FIA-Schilder steht ein weißes B, C, D etc. rechts am Straßenrand. Ob dort eine Messung stattfindet oder nicht, erkennt man überwiegend erst unmittelbar an der jeweiligen Stelle (steht dort ein PKW, oder nicht).

Was mir gar nicht gefallen hat: diese Schilder waren mehrfach im hohen Gras versteckt. Man durfte in Sichtweite auch nicht anhalten (quasi kein gelbes Schild) und so war die ganze Zeitfahrerei eher ein Rätseln, wo jetzt eine Messung ist und wo nicht. Und immer Ausschau halten nach den im Gras versteckten Schildern. Ein flüssiges Fahren kam nicht zustande. Wir haben es mit dem RTCH probiert, der für solche Aufgaben eigentlich ideal ist. Dann kam ergänzend noch Filippo zum Einsatz, nachdem wir die u.E. geforderte Durchschnittsgeschwindigkeit errechnet hatten. Passte dann aber auch nicht (Schnittwechsel?) und es musste plötzlich Vollgas gegeben werden.

Gestartet wurden die WP durch Funkuhren, die alle anders gingen und auch mit unserer Funkuhr nicht übereinstimmten. Die Anzeigen der Funkuhren waren auch sehr klein und kaum erkennbar. Da musste man schon sehr nah ranfahren und genau hinschauen.

Diese Art der WP hat mir insgesamt ziemlich die Stimmung verdorben. Diese hellte sich dann auf, als wir den Ergebnisaushang zu Gesicht bekamen. Mir aber eigentlich ziemlich schleierhaft, das wir bei dem Gerumpel so gute Zeiten gefahren sind. Großes Kompliment an HG.

Note: 4-

Verpflegung und Ambiente

115 EUR Nenngeld, Start und Ziel im Autohaus, Mittagsimbiss in der Landgaststätte, Abends Kaffee+Kuchen (kein Essen), das waren die Eckpunkte. Somit war sicherlich ein eher rustikales Ambiente zu erwarten, was nicht schlecht sein muss. Das Autohaus Anders bot große Parkflächen und war erkennbar neu gebaut, insofern eher schick. Leider gab es wieder das in Autohäusern notorische WC-Problem. Die belegten Brötchen zum Frühstück gingen m.E. OK, der Kuchen auch. Aber ein bisschen dürftig war das Ganze schon. Abends herrschte am Ende Getränkemangel, und wie schön wäre ein Getränkewagen/Bierzelt draußen gewesen!

Die Mittagspause fand bei strömendem Regen im Ahauser Hof statt. Der Außenbereich konnte somit leider nicht genutzt werden. Drinnen war es somit sehr eng und bei gefühlten 50 Grad mit wenig Sauerstoff auch schwül-stickig. Man saß eher auf- als nebeneinander in einem Ambiente „50er Jahre Jugendherberge“.

Nicht zur eigentlichen Fahrt gehörte der Grillabend am Vorabend der Veranstaltung im Ort mit dem schönen Namen „Neddenaverbergen“. Kostete zwar nochmal 22,50 EUR, war aber sehr gut besucht und nett gemacht. Das Hotel hier („Zur Linde“) hat mir auch gut gefallen und das Frühstück war einfach grandios.

Note: 3-

Auswertung und Ergebnisaushang

Sehr wenige Kontrollen und knapp unter 70 Teilnehmer sorgten für eine zügige Auswertung, wobei auch die Aushänge nur einmal korrigiert wurden. Siegerehrung um 19 Uhr und um 21 Uhr waren wir schon wieder in Münster. Top.

Leider waren die ZK-Zeiten in die BK-Fehler integriert, was die Nachvollziehbarkeit beeinträchtigte. Aber sonst: Musterbordkarte, Musterlösung mit Streckenverlauf und Kontrollstandpunkten, alles vorhanden. So soll es sein.

Note: 2+

Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung

Auch wenn das Gesamtambiente nicht so prall war (s.o.), die Siegerehrung und die Pokale waren angemessen und stilvoll. Fast alle Teilnehmer waren noch anwesend, so dass bei vollem Haus die Siegerehrung in einem würdigen Rahmen stattfinden konnte. Es gab noch diverse Sonderpokale, die eine individuelle Optik hatten. Die Sinnfrage bei Damenpokal, weiteste Anreise, schönstes Auto (ein Käfer???) will ich mal nicht stellen.

Leider verfiel man nach der Veranstaltung wieder in den Tiefschlaf in Sachen Kommunikation. Bis heute gibt es keine Aktualisierung der Internetseite, d.h. keine Ergebnislisten, keine Musterbordkarte, keine Musterlösung, keine Fotos,… – nicht gut.

Stand 4.9. gab es immer noch keinerlei Information über die Ergebnisse im Internet.

Note: 4-

Anmerkungen und Besonderheiten

Für die Anreise über die stauverstopfte A1 haben wir von MS aus über 3 Stunden gebraucht. Zurück ging es dann abends deutlich flüssiger und schneller.

Das Teilnehmerfeld war sehr gemischt und dieses Mal muss ich mich auch nicht über das unsportliche Verhalten anderer Teams beklagen. Insgesamt war die Stimmung doch sehr gut und entspannt.

./.

FAZIT

Bei der erstmaligen Teilnahme in Verden/Aller sind wir direkt Gesamtsieger geworden. Eine neutrale Bewertung fällt dann naturgemäß schwer. Ich sage es mal so – es gibt noch Potenziale:
* Getrennte Aufgabenstellungen Touristen und Sportler
* mehr Anspruch bei den Sportlern
* WPs neu aufsetzen und vor allem Schilder nicht verstecken
* Schnitt so anlegen, dass man keine 50 Min. Wartezeit hat

* Zeitnahe Kommunikation über die sozialen Medien/ Internet

Bei Verpflegung und Ambiente ist auch noch Luft nach oben, aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache. Ich würde, wenn es passt, auch ein höheres Nenngeld bezahlen.

Gesamtnote: 3

IMPRESSIONEN

AUFGABEN

Eher unkonventionelle und wenig praxisrelevante Klasseneinteilung. In der Kategorie B waren 95% der Teilnehmer in der Klasse „B7“ – Für die Cup-Wertungen ist eine Umrechnung in das gängige Format nötig, eine potenzielle Fehlerquelle.

Zwei Kategorien A und B, die aber exakt identisch ausgestaltet waren. Da fragt man sich schon nach dem Sinn?!

Interessant fand ich das Voranstellen von „was möchten wir bieten / was möchten wir nicht bieten“.  Scheint  mir in Gänze noch nicht ganz gelungen zu sein.

Wenige ZK, was ich durchaus begrüße.

Mit ca. 135 KM Streckenlänge ein angemessenes Pensum. Wäre ohne die 50 Minuten Warterei noch besser gewesen (kompaktes Format wie bei den Hünengräber).

Exaktes gut gemachtes Roadbook mit präzisen Chinesen. Die Ortsdurchfahrt in Verden war so gut zu finden, auch durch die Fußgängerzone.

Die insgesamt 5 WP waren ausführlich beschrieben. Solche Zeitprüfungen können viel Spass machen und ein Highlight sein. Dann hat auch der Fahrer mal was zu tun.

Die etwas merkwürdige Ausgestaltung in Verden hat uns aber vor ziemliche Herausforderungen gestellt. Das nicht an jedem „Schild A,B, C, …“ eine Messung stattfand, ok, geht noch (auch wenn ich mich nach dem Sinn frage). Aber das Verstecken der Schilder im Gras müsste m.E. nicht sein. Flüssiges Fahren war hier kaum möglich. Entweder entdeckte man die Schilder zu früh oder zu spät, mit den daraus folgenden Problemen für den Fahrer (Hoppeln oder brettern).

In der WP 1 musste man noch die Falle mit dem „D „beachten.

WP 2 als Rundkurs mit sechs Sollzeiten ab Start. Coole Sache! Nun, eigentlich schon. Gemessen wurde hier aber nur an der Stelle B/E. Der Rest war Fake.

Prinzipiell gut gemachte Orientierungsetappen, insbesondere durch Ortschaften. Für die Sportler zu leicht, man hat immer noch eine Falle vermutet, die es aber nicht gab. Auch sehr wenige Kontrollschilder, was zusätzlich zur Irritation führte. Im Beispiel OE1 stand nur eine DK, die man zweimal anfahren musste. Zum Teil konnte m.E. die korrekte Idealstrecke gar nicht kontrolliert werden.

Auch aus OE4 hätte man mehr machen können. Der versteckte Kartenfehler zeigt, dass der Fahrtleiter sein Metier beherrscht. Hiervon hätten wir gerne mehr gesehen!

Sehr, ich sag mal: unkonventionelle, Handhabung der ZK auf den Bordkarten.

Führte an WP 1 zur Selbstverwirrung der Veranstalter. Zielzeit ZK 1 ist identisch mit Startzeit WP 1. Das kann eigentlich nicht funktionieren. Wir haben hier eine Minute gebraucht (11:12 bis 11.13 Uhr), und bekamen dafür zunächst einen Strafpunkt. Im zweiten Ergebnisaushang erfolgte eine Korrektur.

Auch der Zeitaufschrieb durch die Zeitnehmer auf der BK 2 wirkte eher improvisiert.