VERANSTALTUNG

Rund um die Hünengräber, Delmenhorst bei Bremen

Motorsport Club Delmenhorst e.V.

04.06.2023

TEAM

Hans-Georg Sonnendecker / Frank Schäfer

auf

BMW 528i (E28)

Teilnahme in der Klasse „Sport-Touristisch“, ein sehr spezieller Begriff. Die Fahrt wird im Classic Revival Pokal unter „tourensportlich“ gewertet

TEILNEHMER-BERICHT

Organisation (vor und während der Veranstaltung)

Kurz und knapp: eine reibungslose Organisation. Gute Informationen vorab, inkl. Fahrerbrief. Anmeldung vor Ort ohne bürokratischen Firlefanz.

Einziger Kritikpunkt: Wo bekommt man nun 15 Minuten vor der eigenen Startzeit die ergänzenden Ori-Aufgaben? Im Nennbüro? Mitnichten. Direkt am Start bei der Zeitnahme. Höchst ungewöhnlich und manche Teilnehmer hat das auch so irritiert, dass die Beifahrerin unmittelbar vor dem Start in die WP 1 noch aus dem Wagen gehüpft ist, um die Beiblätter zu ergattern.

Note: 2+

Strecke

Bei der Streckenführung hatte der Fahrtleiter dieses Jahr leider kein gutes Händchen. Gerade in Etappe 1 ging es gefühlt zu 80% durch Tempo 30 Zonen und viele Ortschaften. Die Wege waren sehr klein und verwinkelt. Sehr schön, aber vielleicht doch eher zum Spazieren gehen. So gab es auch viele Passanten und Fahrradfahren, die eher nicht so verständnisvoll waren. Dazu dann der Zeitdruck, das macht keinen Spass.

Gab es im Vorjahr noch viele positiv gestimmte Zuschauer, war das Publikum heuer zum Teil eher misslaunig. An der DK in Hasbergen waren wir mit erkennbaren und hörbaren Unmutsbekundungen der Anwesenden konfrontiert. Vielleicht bleibt das nicht aus, wenn man mit 100 Autos durch die Vorstadtidylle mit Tempo30 knattert?? Die Strecke war ansonsten wieder wunderschön. Aber warum müssen gerade die Orientierungschleifen durch Ortschaften führen? Vgl. Lengerich, das scheint ein norddeutsches Phänomen zu sein.

Note: 4

Roadbook

Sehr hochwertiges Roadbook auf mega fettem Papier. Kristallklare Karten mit Benchmark-Niveau, selbst feinste Feinheiten waren erkennbar. Hochwertige Spiralbindung. Besser geht es fast nicht.

Note: 1

Aufgabenstellung

Für uns Sportler gab es ein Roadbook mit Chinesen, in das insgesamt 6 Kartenaufgaben eingebettet waren. Bei den Übergängen gab es gute Erläuterungen, die an einer Stelle auch für eine Falle genutzt wurde. Das Niveau dieser Orientierungaufgaben war sehr hoch, ich meine, das ist von Jahr zu Jahr anspruchsvoller geworden. Mir hat es gefallen.

In Aufgabe 3 „Hasbergen“ musste man Punkt-Strich-Punkt-etc. fahren. Das ist in der sportlichen Kategorie durchaus üblich. Allerdings: für gewöhnlich kann man Aufgabenteile auf der kürzsten Strecke auch überfahren. Das war in Delmenhorst nicht verboten – dann war diese Aufgabe aber nicht lösbar. Also neu denken, was meint der Fahrtleiter. Im Ergebnis musste man tatsächlich „nur“ wörtlich Punkt-Strich-Punkt-.. fahren, ohne Überfahren. Offenbar eine örtliche Besonderheit in der Aufgabenstellung, die so nicht erkennbar war. Hier braucht es schon einige Erfahrung, um mit solchen Irritationen umgehen zu können.

In den Aufgaben 4 und 5/6 wurden alle Register der Ori-Kunst gezogen. An fast jeder Ecke stand einer Kontrolle. Man musste die Karten genau studieren und die kürzeste Strecke immer im Blick haben. Dazu gab es Kartenfehler. Auch bei den vermeintlich harmlosen Chinesen waren an einigen Stellen böse Fallen versteckt, wenn man sie nicht erwartete. Das war anspruchsvoll, hat aber auch sehr viel Spass gemacht. Leider war die Zeit zu knapp bemessen.

Die gut gemachten Ori-Aufgaben sind für mich DER zentrale Anreiz, an dieser Fahrt teilzunehmen. Allerdings auch der Umstand, dass diese Veranstaltung im Classic Revival Pokal gewertet wird.

Note: 1-

Wertungsprüfungen

Die Fahrt rund um die Hünengräber ist typisch norddeutsch sehr ori-lastig, es gibt aber auch zwei Sollzeitprüfungen. Einmal direkt am Start 7 Sekunden fahren und dann auf dem TÜV-Gelände Rundkurs mit 3 Zeitnahmen. Hier funktionierte alles reibungslos, am Startbogen war ein kleiner Versatz eingebaut, so dass man nicht gerade in die Lichtschranke einfahren konnte… Ich schätze mal, das war Absicht.

Erwartungsgemäß haben die WPs keinen entscheidenden Beitrag zur Gesamtwertung gehabt. Macht trotzdem immer wieder Spass und sorgt für Nervenkitzel.

Note: 2

Verpflegung und Ambiente

Es mag am Kontrast zu Oelde liegen, aber in diesem Punkt konnten mich die Hünengräber dieses Mal nicht überzeugen. Wobei man fairerweise anmerken muss, dass hier Verpflegung und Ambiente nicht im Mittelpunkt stehen. Autohaus, Bierzeltbänke, kleiner Imbiss, Getränke müssen bezahlt werden, lange Schlangen, Klowagen (unterirdische sanitäre Verhältnisse). Dazu sowohl Mittags beim Start und auch Nachmittags etwas zu wenig Personal an der Essensausgabe. Zum Teil stand viel schmutziges Geschirr in der Gegend rum. Wenn man mal vergleicht: 90 EUR nimmt auch der MSF Lengerich für seine Fahrt, die auch in einem Autohaus startet und endet. Dort ist das Flair aber ein ganz anderes. Ok, bis auf den Klowagen, den gibt es im Emsland leider auch. Es wurde schon betont, das ist hier kein Gastroführer, aber an diesem Punkt sollte man in Delmenhorst in der Zukunft das Konzept vielleicht mal überdenken.

Note: 4

Auswertung und Ergebnisaushang

Die Ergebnisse der Zeitwertungen wurden recht frühzeitig ausgehängt, mussten aber nochmal korrigiert und neu ermittelt werden. Hier beschleicht mich immer ein ungutes Gefühl, wenn das Ganze so wacklig wirkt. Offenbar mehrere Übertragungsfehler – Irrtum um den Faktor zehn (0,50 statt 0,05) – Kann man glauben oder nicht. Nachvollziehbar ist es für Dritte in keinem Fall. WIr hatte mit einmal 0,00 und einmal 0,01 Sekunden Abweichung (ganz ohne Protest!) absolute GLP-Bestzeiten, es gab aber noch zwei andere GLPs, und da sah es nicht ganz so gut aus. Trotzdem mega Kompliment an HG, nicht nur für diese Zeiten.

Es folgten Musterbordkarten und Musterlösungen, so dass wir unsere Lösungen gut vergleichen konnten. Alles sehr transparent – so soll das sein.

Ebenfalls sehr positiv hervorheben möchte ich die Bewertung der ZK-Überschreitungen. Für 13 Minuten bekamen wir 0,13 Strafpunkte. Angesichts der Streckenführung finde ich das gut, denn sonst wäre der Druck noch größer und der Anreiz, unverhältnismäßig zu brettern auch. Noch schöner wäre natürlich, Strecke und ZK-Sollzeiten würden besser zueinander passen.

Note: 2

Siegerehrung, Pokale und Nachbetreuung

Da wir bereits vorzeitig abgereist sind, kann ich hierzu nicht viel schreiben. Die Siegerehrung war jedoch recht zeitnah und ging lt. Berichten anderer Teams reibungslos über die Bühne. Die Pokale kann ich leider nicht lobend erwähnen, was aber auch leider, siehe Hagen, die Ausnahme ist. Perspektivisch erwarte ich von allen Veranstaltern hier mehr als „haben wir immer schon so bestellt“. Das Auge isst mit, Ästhetik sollte kein Fremdwort sein und es ist auch einfach nicht sehr nachhaltig, wenn man seinen Pokal direkt zuhause in den Müll wirft. Das klingt vielleicht etwas hart, aber wenn man, wie wir, wirklich viele Rallyes fährt, dann sind das valide Punkte. Nicht nur bei den Hünengräbern.

Note: 2-

Anmerkungen und Besonderheiten

Bei der Bewertung dieser Fahrt muss man sicherlich berücksichtigen, dass ich am Vortag in Oelde mitgefahren bin – siehe Bericht dort – eine Top-Veranstaltung, jedoch auf einem ganz anderen Level. Meine Bewertung mag daher etwas verzerrt sein. Es war aber auch, so bestätigten andere Teilnehmer der beiden Veranstaltungen, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Konnte man in Oelde sehr flüssig fahren und dabei die Aufgaben lösen, kam ich mir in Delmenhorst vor, wie der Rallyefahrer im Miniatur-Wunderland. Alles ganz kleine Strassen, kleine Ecken, Gerumpel durch kleine Dörfer und überall Tempo 30. Flüssiges Fahren war bis zur ZK 1 zu keiner Zeit möglich. Danach wurde es etwas besser.

Auffällig war dieses Jahr die z.T. regelrecht feindliche Stimmung der „Zuschauer“ an einigen Punkten („Mimimi, hier ist Tempo 30 ihr fahrt zu schnell“). Ich habe meine Berichte der Vorjahre gelesen – da war das noch ganz anders. Ich führe das insb. auf die dieses Jahr doch eher unglückliche Streckenführung zurück. Ist klar, eine Oldtimerrallye durch eng bebautes Gebiet im Umfeld von Bremen mit Tempo 30 – dort werden wahrscheinlich nicht die Verbrennerfreunde wohnen. Schade.

Ebenfalls ärgerlich und unnötig das absolut unsportliche, um nicht zu sagen asoziale Verhalten einzelner Mit-Teilnehmer. Ich kann nicht nachvollziehen, dass man offensichtlich einen Lustgewinn daraus zieht, andere Teams mit erkennbarer Zeitnot (das waren wir) minutenlang zu blockieren, absichtlich langsam zur fahren und dann an einer DK demonstrativ lange stehen zu bleiben. Als wir dann gehupt haben, wurde auch noch rumgepöbelt. Passt aber vielleicht zu einem Gefährt, das viel Lärm produziert, aber kaum PS auf die Strasse kriegt. Ich finde es sehr schade, dass so ein Verhalten an den Tag gelegt wird – wo wir doch eigentlich alle besser zusammenhalten sollten. Wenn da nur das Ego nicht wäre (oder die schlechte Kinderstube). Das kann man dem Veranstalter natürlich nicht anlasten. Sollte aber mal wieder erwähnt werden.

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FAZIT

Das Grundkonzept der „Hünengräber“ finde ich nach wie vor überzeugend. Eine kompakte Veranstaltung über ca. 80 km ohne morgendliche rote Augen und Siegerehrung um 23 Uhr. Auch die anspruchsvollen Orientierungsaufgaben sind ein Highlight. Leider war der Tempo 30-Exzess in diesem Jahr ein Ärgernis und auch beim Ambiente/der Verpflegung könnte es einen kleinen Neustart geben.

Gesamtnote: 2

IMPRESSIONEN

AUFGABEN

Im Tempo 30-verseuchten Hasbergen war ein Kartenausschnitt nach der Punkt-Strich-Punkt-Strich-etc.-Regel zu befahren. Die ist durchaus bekannt. Jedoch, sie wird in Delmenhorst anders interpretiert. Hier muss man streng nach der wörtlichen Vorgabe fahren und darf andere Aufgabenteile nicht vorholen. Das war uns neu und hätte ggf. ins Verderben führen können. Allerdings haben wir noch rechtzeitig überlegt, „was der Fahrtleiter gemeint haben könnte“ und lagen dieses Mal damit goldrichtig.

Beim Übergang vom Chinesen-Roadbook in die Kartenaufgabe hatte der Fahrtleiter eine wirklich böse Falle platziert. Schauen Sie mal auf die Angaben zu BB23 und BB24 (BB=Bordbuch). Es gab quasi eine Überlappung bzw. man musste eine Runde drehen. Solche Gemeinheiten machen Spass 🙂

Im eher ländlichen Vielstedt konnte man etwas flüssiger fahren, die Strassen/Wege waren aber auch hier durchweg sehr eng und unübersichtlich.

Auch hier: Wunderbare Landschaft und grosses Ori-Kino. An fast jeder Kreuzung eine komische Ecke mit Kontrollschildern. Es lauerten Kartenfehler und die DK haben wir 3mal angefahren. Klasse gemacht vom Fahrtleiter. Leider wurden wir hier vom amerikanischen Schrotthaufen eingebremst. Am Ende hatten wir 13 Minuten Mehrzeit an der ZK 1, was aber sehr kulant bestraft wurde.