TEILNEHMER-BERICHT

Altena HISTORIC 2023 privat

… was war das?

Eine kleine, aber feine Oldtimerrallye mit zahlreichen Lichtschranken und Druckschläuchen, organisiert durch den in diesen Dingen sehr erfahrenen Klaus Knipping aus Altena, dessen frühere Veranstaltung (also vor Corona!), die Rallye Burg Altena mir noch in allerbester Erinnerung geblieben war.

Selbst wenn die „neue“ Altena HISTORIC den Zusatz „Privat“ erhalten hat, sollte hier doch ganz bestimmt und besonders die Qualität im Fokus stehen. Da konnte ich also doch ganz beruhigt schon einmal den Text für (m)einen Bericht vorbereiten:

Große Vorfreude auf tolle Strecken in schöner Landschaft mit anspruchsvollen Wertungsprüfungen und ordentlichem Bordbuch. Ein Tag unter Gleichgesinnten. Mit Freunden Spaß haben. Genau das war die Intension bei dem Vorhaben. Daher erfolgte ja auch eine persönliche Einladung und eine Meldegebühr von 140 Euro schürte die Hoffnung, dass man auch kulinarisch wieder sehr verwöhnt werden würde…

Doch diese vorweggenommene Euphorie kann ich nach der Veranstaltung leider nicht mehr so recht aufrechterhalten. Vielmehr lautet mein Fazit nach immerhin knapp 300 Kilometern (incl. An- und Abfahrt) jetzt: ich habe heute die teuerste Brühwurst (selbst wenn es die gute „dicke Sauerländer“ gewesen ist) mit Kartoffelsalat und den teuersten Kuchen mit einer Tasse Kaffee meines Lebens gegessen und getrunken!

Doch der Reihe nach:

Ausgeschrieben waren 2 Wertungsklassen. Einmal sportlich mit vielen Lichtschranken und einmal tourensportlich mit jeweils nur einem Endmesspunkt. Alles gut gemacht auf teils bekannten Privatgeländen oder im Industriegebiet Rosmart.

Wir, Simone und ich, entschieden uns für die einfachere Variante, da für meine Beifahrerin so eine „Lichtschranken-Rallye“ erstmals anstand. Derartige Tagesveranstaltungen gibt es in unserer Region ja leider kaum bis gar nicht.

Gefahren wurde die Strecke anhand eines Bordbuches mit sogenannten Chinesenzeichen. Wirklich schön gemacht, aber leider auch mit zahlreichen Fehlern gespickt, die wir jedoch erst im Laufe des Tages „entdecken“ sollten.

Dabei waren ungenaue Entfernungsangaben noch das geringste Übel. Fehlende Richtungsangaben oder Nennung von Straßennamen, die am jeweiligen Abzweig gar nicht vorhanden waren, ließen uns ein ums andere Mal zweifeln, ob wir nun den richtigen Abzweig genommen hatten. In Aufgabe 26 gaukelte uns ein Chinesenzeichen vor: an der Kreuzung mit Vorfahrt achten Schild geradeaus fahren. Doch gegenüber befand sich in der Realität ein Sackgassenschild! Die folgenden Chinesen führten aber nicht aus der Sackgasse hinaus. Also bemühten wir unser Smartphone und „Onkel Google“ half uns hier glücklicherweise aus der Patsche: wir bogen links ab.

In der Natur nicht vorhandene Ortseingangs- oder Weilerschilder, die teilweise auch notiert werden mussten und im Bordbuch angegebene „Schein“- Entfernungen von 50,77 Km von einem Chinesenzeichen zum Nächsten, ließen uns die Stirn runzeln und später sogar ausgiebig schmunzeln, als besagte Entfernungsangaben mit einem Minuszeichen versehen waren.

Kann es evtl. sein, dass der Veranstalter dies‘ vielleicht als den zitierten „Spaß unter Freunden“ verstand? Wir wissen das nicht, haben aber den Chinesenzeichen fortan den Namen „Vietnamesenzeichen“ verliehen…

Das wäre alles zu verschmerzen, wenn man eine Privatveranstaltung nicht so genau genommen hat. Den richtigen Weg zwischen den Wertungsprüfungen haben wir am Ende ja doch gefunden, selbst wenn ein Schützenumzug in Neuenrade für eine ungeplante Umleitung mit Verzögerung sorgte. Zudem setzte noch Regen ein. Das war genau in dem Moment, als unsere Motivation zu Ende zu fahren, gegen Null tendierte: „warum tun wir uns das hier eigentlich an?“.

Sehr genau genommen haben wir dann aber die Zeiten in den insgesamt acht Wertungsprüfungen. Simone, bzw. unsere Handy-App, zählte die zu fahrenden Zeiten exakt herunter und wir waren sicher: bis auf ein, zwei kleinere Abweichungen waren wir doch ziemlich gut, d.h. genau gefahren. Bestätigt wurde dieses gute Gefühl auch durch die Aussage unserer Solinger Freunde, die u.a. unsere erste Prüfung per Hand mitgestoppt hatten.

Nach einem langen Rallyetag saßen wir in gemütlicher Runde im Restaurant Lennestein zusammen mit den anderen Teams und harrten der Dinge, die da noch kommen sollten, sprich die Siegerehrung. Es war bereits durchgesickert, dass 2 der insgesamt 10 vorgesehenen Zeitprüfungen entfallen waren. Zudem wurde WP 2 nicht gewertet, weil die Auswertung hier wohl recht komplex gewesen wäre. Weiterhin wurden die gewünschten Weilerkontrollen und die Fahrzeiten zwischen den ZK’s neutralisiert. Wir dachten: oh, dann steigen unsere Chancen auf eine vordere Platzierung ja noch.

Auch dürfte die Auswertung dann ja nicht mehr so aufwändig sein und sollte bei nur 13 Teilnehmern, da ein Team vorzeitig aufgegeben hatte, schnell gehen. Weit gefehlt. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit und sage und schreibe vier Stunden erschien die Veranstalter Familie im Ziellokal. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man auch noch schnell geduscht hatte.

Aber egal. Nach den üblichen Erklärungen und Dankesworten folgte endlich die Ehrung der Platzierten und wir trauten unseren Ohren nicht, als wir mit den Worten „..und auf Platz sechs mein Rallyefreund Jörg Stursberg“ vorgelesen wurden. Das bedeutete für uns Platz 1 von hinten. Wie kann das???

Ungläubiges Staunen bei Simone und mir. Da hat man uns aber richtig „frisch“ gemacht. Erst ein späterer Blick in die Ergebnisliste zeigte uns, dass wir in WP eins 11 Sekunden, in WP vier 12 Sekunden und in WP fünf ganze 5 Sekunden falsch gefahren sein sollten. Sowas geht eigentlich nur dann, wenn man sich z.B. in der Prüfung verfahren hat! Das ist unglaublich und für uns wirklich nicht nachvollziehbar, zumal wir lt. Ergebnisliste in WP drei nur 56 hundertstel Sekunden, in WP sechs 0,00 Sekunden, in WP sieben 34 hundertstel Sekunden und in WP acht 58 hundertstel Sekunden danebengelegen haben!

Klar habe ich den Chef der Organisation entsprechend gefragt und bekam leider nur die für mich völlig unbefriedigende Antwort, dass sein Auswertungsprogramm die Zeiten nur dann richtig darstellen könne, wenn alle Messpunkte befahren worden sind! Das gelte eben auch für die Teilnehmer der einfachen Wertung, für die ja eigentlich nur der erste und der letzte Messpunkt gewertet werden sollten…  Doch woher sollten wir das wissen? Zugegeben, in WP 4 sind wir im Wendehammer an einer Lichtschranke vorbeigefahren. Aber in den anderen Prüfungen haben wir jeden Messpunkt getroffen. Was ist da also schiefgelaufen???

Mein persönliches Fazit:

Ich werde mich zukünftig zum „Spaß unter Freunden“ und „privat“ an anderer Stelle treffen, weil ich absolut keine Lust verspüre, mich (Entschuldigung😊) „verarschen“ zu lassen. Dies gilt auch im Hinblick auf das Nenngeld. Für 140 Euro gab es ein schön gedrucktes Bordbuch, eine Teilnehmertasche mit ein paar netten „Give-Aways“, die Bereitstellung der Messausrüstung, eine Handvoll freundlicher Helfer und die Eingangs schon erwähnte Verpflegung. Ob dies aber den Preis rechtfertigt, lasse ich an dieser Stelle offen.

Die tolle Landschaft gab es zudem gratis!

Team Nr. 12: Jörg Stursberg/Simone Bissem

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