Lt. Internet Startnummer 61, vor Ort war diese unsere Startnummer dann schon an einen anderen Teilnehmer vergeben … nicht die einzige Merkwürdigkeit bei der Börde Klassik.

Durch die Börde im Jahre des Herrn anno domini 1966 2022. Ein Essay…

Die „Börde Klassik“ der AMC Soest ist einige der wenigen Verantaltungen, die auch in den „Coronajahren“ 2020 und 2021 durchgeführt wurden. Das kann man nur anerkennen!

Sie ist aber auch eine Fahrt, an der ich bisher noch nie teilgenommen habe. Warum auch immer. In den letzten Jahren vor allem, weil sie für keine „Cup-Wertung“ zählt. Lt. Internetseite erhalten alle Teilnehmer, die jemals an eine Börde Klassik teilgenommen haben, eine Ausschreibung.

Nun, damit war ich also nicht gemeint. Mein Fahrer jedoch, dem hatte es 2021 so gut gefallen (trotz Platz 10 in der Klasse 2), dass er wieder an den Start wollte. Dieses Jahr sollte ich sein Co-Pilot sein. Gerade nichts besseres vor.

Und dann lag er mir noch seid Monaten mit dem neuen Gefährt in den Ohren. Kein Kadett C mehr aus den 1970er Jahren (der gelb-schwarze Brummer), sondern jetzt ein Japanese. Subaru Impreza von 1991. Nicht unbedingt mein Fall, aber ok, die 300 PS sollte man man erfahren haben…

Die 10. Börde Klassik startete, wie in den Vorjahren, am Sportflughafen Soest-Bad Sassendorf. Bei unserem Eintreffen herrschte hier schon ein sehr munteres Treiben. Bei bestem Wetter gab es eine Art Festival-Atmosphäre. Neben den Oldtimern trugen dazu auch die diversen Flugzeuge, die Fallschirmspringer, die vielen Wohnmobile und die Flugplatzhallen nebst Publikum bei. Klasse. Weniger gut der Einstieg in die Organisation. Wo gab es nun die Unterlagen, wo das Frühstück? Zudem mussten wir schnell feststellen, dass unsere Unterlagen mit der Startnummer 61 bereits (irrtümlich) an ein anderes Team vergeben worden war (sowas wie eine Nennbestätigung oder eine Papierabnahme gab es nicht.) Wir konnten dann die Unterlagen der Nummer 63 übernehmen. Trotz meiner Befürchtungen hatte dies später keine Auswirkungen auf die Ergebnisse.

Auch die Frühstücksausgabe, angeblich durch den Fahrtleiter „himself“ und draussen am Boliden, hatten wir offenbar schon verpasst. Das war aber Glück für uns, denn so bekamen wir frischen Kaffee und frisch geschmierte Brötchen in der Flughafen Lounge. Auch hier echt schöne Stimmung. Klasse.

15 Minuten vor unserem Start um 10:33 Uhr gab es dann das Roadbook, welches auch den Fahrerbrief mit den Regeln und Strafpunkten enthielt. Hier die erste Herausforderung bei der Börde Klassik: die relevanten Regeln waren auf verschiedene Blätter verteilt. Neben dem Fahrerbrief noch die schriftliche Fahrerbesprechung sowie „nach Redaktionsschluss“. Das musste man alles im Kopf haben während der Fahrt… Grundsätzlich gab es aber zunächst keine großen Überraschungen: Roadbook mit Chinesen, dann 2 GLP und insgesamt vier Kartenaufgaben mit eher anspruchsvoller Orientierung. Einbahnstrassensystem und kürzeste Strecke. Als Kontrollen dienten Baumaffen und die grünen Weilerschilder.

Nach dem Start direkt die WP 1 mit einer Sollzeit von 3o Sekunden. Mein Fahrer war sehr froh, mit dem neuen Boliden die „Schleichtechnik“ zumindest gefühlt gut absolviert zu haben. Dann weiter nach Chinesen. Die Strecke, die wir befuhren, war wirklich wunderschön. Viel hügelige Landschaft, kleine gepflegte Orte und immer mal wieder was historisches. Sehr schön ausgesucht und auch der Straßenzustand war überwiegend sehr gut. Es gab auch viel Kontrollschilder. D.h. auch hier hatte der Veranstalter sich viel Mühe gegeben. Nach ca. einem Drittel der Fahrstrecke folgte die erste Kartenaufgaben (Ori), dann recht schnell die beiden weiteren Kartenskizzen. Hier wurde das Ganze schon kniffeliger. Wie immer in diesen Fällen waren die Übergänge von Chinese zu Karte und zurück nicht ganz einfach zu finden. Die Kartenskizzen waren eher unscharfe Kopien, wo man schon mal 2-3 mal hinschauen musste. Zudem waren die Karten erkennbar „alt“ und Straßenverläufe nicht mehr 100% so in natur anzutreffen. Das kann aber durchaus den Charme solcher Aufgaben ausmachen.

In Kartenaufgabe 1 endeten die roten Striche, zumindest in meiner Lösung, bei Aufgabenteil 6 in Klieve. Wie nun weiter? Lt. Roadbook: „Ab Ortseingang Mellrich weiter nach Roadbook“ – d.h. Chinese. Nun musste man also vom aktuellen Standort aus noch einmal durch die Karte fahren bis zum genannten Ortseingang. Dabei das EBS-System beachten. Ganz schön anspruchsvoll. Für Anfänger m.E. unlösbar.

Kartenaufgabe 2 war für mein Gefühl relativ einfach. Es galt, nach der B55 drei kleinere oder größere Schleifen zu fahren. Im ersten Teil standen dann gleich mehrere Kontrollen mit „E“. Wie war das nun gemeint. Dann noch eine Stempel-DK- auch wieder ein „E“. Hallo Sesamstrasse? Ich kaufe vier E? Hier hätte man m.E. genauso gut mit nur einer Kontrolle an der richtigen Stelle agieren können. Nicht nur hier fielen uns die vielen Teilnehmer auf, die scheinbar orientierungslos durch die Gegend kreiselten. Ja, das war schon eher tourensportlicher Charakter.

Kartenaufgabe 3 hatte es dann definitv in sich. Hier mussten die Punkte 1-7 gem. Fahranweisungen gefahren werden. Also: Reihenfolge 1-7, Punkte dürfen mehrfach angefahren werden – und Einbahnstrasse beachten! Eine schön gemachte Aufgabe. Dumm nur, dass sie am Ende – zumindest für mich – nicht aufging. Wie ich es auch drehte und wendete. Von 1 zu 2 zu 3- ok. Dann kürzeste Strecke zur 4 über die 7 und dann die 5. Tja, aber dann konnte man die 7 nicht mehr so anfahren, dass sich die anschließenden Chinesen wieder ausgingen. Hier haben wir lange, sehr lange, rumgerätselt, kamen aber zu keiner besseren Lösung. Also kurz Gas und weiter… Es folgte noch eine Reihe vermutlich trickreiche Chinesen, hier z.B. bei den durchgezeichneten Kreisverkehren stand aber nirgendwo eine Kontrolle. War offenbar nicht so gemeint?

Wir erreichten das Ziel der Etappe 2, die „Steinkiste“, mit einer Vorzeit von fast 40 Minuten. Der Rest der Teilnehmer hatte aber eher erkennbare Zeitprobleme. Hatten wir was übersehen? Zu sehen gab es an der Pausenstation aber erstmal viel Stau und Parkhektik, da der Parkplatz nicht groß genug war für die vielen Teilnehmer. Daher war hier auch Vorzeit nicht erlaubt. Wir warteten bei einem kühlen Erfrischungsgetränk unsere Sollzeit ab und fuhren die ZK dann pünktlich an. Im Pausenlokal, mitten im Wald, gab es dann ein opulentes Spießbratenbrötchen, bei dem für anwesende Hunde auch noch was abfiel. Abgesehen von der Parkplatznot war auch hier eine sehr schöne Stimmung.

Mit einer Sollzeit von nur noch 105 Minuten war die Etappe 2 deutlich kürzer gehalten als Etappe 1 (210 Minuten). Auch nach der Pause ging es aber wieder durch eine wunderschöne Landschaft mit Annäherung an den Möhnesee. Ab Seite 10, hier als Blatt bezeichnet, denn jede Seite war Seite 1…, folgten dann einige komplexe Chinesen, wie wir sie u.a. von der Ostereiersuchfahrt her kennen. Warstein liegt ja auch nicht so weit entfernt… Hier standen aber verdächtig wenig Kontrollen. Laut Skizzenbild geschlossene Kreisverkehr waren ohne Kontrollen und auch andere, vermeintliche, Schleifen „waren nicht so gemeint“?

Schön gemacht waren jedenfalls die beiden Stellen, wo man jeweils 2mal vorbei kam. Einmal war die DK zu stempeln und einmal der Baumaffe zu notieren. Das ist „schöne Ori“. Vor dem Ende und der Zielanfahrt galt es dann noch eine Kartenaufgabe zu bewältigen. Der Kartenausschnitt war schwer lesbar. Wahrscheinlich daher gab es noch eine Vergrößerung an die Hand, die aber ebenfalls recht verschwommen war und auch nur einen Ausschnitt enthielt.

Im Ort Höingen war die Idealstrecke in Natur durch den Ort nicht befahrbar. Das sah man aber erst an Ort und Stelle und musste dann umplanen. Allerdings hing hier weit und breit kein Schild. Komisch. Auch im weiteren Verlauf gab es an vermeintlich kritschen Stellen keine Kontrollen mehr. Mhm. Zudem mussten an zwei Stellen private oder landwirtschaftliche Strassen auf der Idealstrecke befahren werden, was zusätzliches Kopfzerbrechen verursachte.

Trotz zügigem Fahrstil wurde dann noch die Zeit knapp und das Ziel, den Gasthof Schulte in Theisingen, erreichten wir nur sehr knapp.

Am Zielort herrschte, ähnlich wie morgens, Festivalatmosphäre, was ohne das tolle Wetter allerdings auch eine Matschorgie geworden wäre. Hier stimmte alles: schöne Fahrzeuge, Bierstand (leider kein Wein), Sonnenschein, Benzingespräche. Und die aufgereihten Pokale sahen auch gut aus.

So hätte es gerne weiter gehen können. Leider kam es aber anders.

Zeitnah nachdem sich alle Teilnehmer mit politisch unkorrekten Schnitzeln gestärkt hatten, begann recht früh die Siegerehrung. Wichtig ist jedoch, was es NICHT gab. Es gab keinen Aushang. KEINEN Aushang. Keine Musterbordkarte, keine Musterlösung, keine GLP-Zeiten. Absolut nichts. Auch keine Ergebnislisten nach Klassen oder gesamt.

Bei dem, was hier Siegerehrung genannt wird, klettert der Fahrleiter auf ein Podest, hat die originalen Bordkarten in der Hand und liest die mit der Hand notierten Ergebnisse vor. Dabei vertut er sich schon mal mit Startnummer und Platzierung, aber ok, das ist verschmerzbar. Die Art und Weise diese Form von „Siegerehrung“ ist jedoch extrem schmerzhaft und passt überhaupt nicht zum ansonsten durchweg guten bis sehr guten Eindruck dieser Veranstaltung.

Es kommt aber noch „besser“. Die Ergebnisse wurden klassenweise vorgetragen: Klassen 4 – 3 – 2- 1 – Gesamt. Wir waren in Klasse 3 angetreten. Der Fahrleiter erwähnte die weite Spreizung der Ergebnisse in der Klasse 4: Sieger mit ca. 90 Strafpunkte bis Letzter der Klasse mit ca. 800 Strafpunkte. Ungläubige Gesichter bei uns.

Nun Klasse 3. Wir hatten eigentlich ein ganz gutes Gefühl. BK 1 fehlten uns 2 Felder, BK2 hatten wir „voll“. Das muss natürlich nichts heissen. Nein, fürwahr. Wir wurden dann mit Platz 11 und sage und schreibe 275 Strafpunkten aufgerufen. Das gab noch einen Trostpreis. Krass. 275 Strafpunkte, das sind mal schlappe 27 Fehlkontrollen bei insgesamt ca. 90 Kontrollen überhaupt. Das BMW Team aus Arnsberg/Hamm auf 02 traf es noch übler: 580 Punkte. Harhar. Leider waren nun diese astronomischen Strafpunktzahlen mangels Aushängen, siehe oben, überhaupt nicht nachvollziehbar. Wir schworen uns, uns dadurch nicht den schönen Tag kaputt machen zu lassen und traten die Heimreise an.

Hier recherchierte ich dann in der Ausschreibung und schrieb eine Mail an den Fahrtleiter mit der Bitte um Aufklärung. Diese kam dann doch sehr schnell am Sonntag vormittag. Wir hatten lt. Fahrtleiter in den BK insgesamt 9 Fehler, was 90 Strafpunkte macht. Dann hatten wir in GLP1 0,77 Sekunden Abweichung und in GLP2 1,08 Sekunden Abweichung. Dafür gab es dann 77 und 108 Strafpunkte. Das gibt dann in der Tat 275 Punkte insgesamt.

Wie sinnvoll es ist, einer GLP die Abweichung von 0,1 Sekunden mit 10 Strafpunkten (= 1 Fehlkontrolle) zu belegen, das sei mal dahingestellt. Weitaus schlimmer wiegt, dass der Fahrtleiter damit gegen seine eigenen Regeln verstösst. Denn dort, im Fahrerbrief, stand und steht unmissverständlich: GLP 0,01 Strafpunkte je 1/100 Abweichung, maximal 5 Punkte je GLP. Unser korrektes Ergebnis wären also 91,85 Punkte gewesen. Wobei ich die angeblichen 9 OK-Fehler mangels Musterlösung oder Musterbordkarte in keiner Weise nachvollziehen kann. Ich habe da so meine Zweifel…

Es gab dann noch einigen Email-Verkehr mit dem Fahrtleiter, auch von anderen Teams. Leider bis Redaktionsschluss zu diesem Bericht keine weitere Rückmeldung oder gar Entschuldigung und Korrektur.

Fazit:

Eine Fahrt wie Jeckyll & Hyde. Bis ca. 18.oo Uhr hätte ich eine fast-Bestnote vergeben. Mit Ausnahme der Fahrtunterlagen war die Rallye top, die Unterlagen eher so befriedigend. Aber geschenkt. Wir hatten viel Spass.

Die sogenannte „Auswertung“ und Siegerehrung ohne jeglichen Aushang sowie der Umgang mit Anliegen der Teilnehmer ist hingegen unterirdisch und zieht die ganze Fahrt nach unten. Wie soll ich es bewerten, wenn ein Fahrtleiter, der sich einer „Erfahrung seit 1966“ mit „mindestens 500 Teilnahmen“ rühmt, eine Auswertung vornimmt, die eklatant gegen die eigenen Regeln verstösst? Grober Irrtum oder reine Willkür?

Ich bin gespannt, ob und was noch passiert. Ein *hüstel* Aushang im Internet ist angekündigt, aber noch offen (Stand 8.8.2022, 18 Uhr).

Somit kann ich Bekannte verstehen, die ob dieser Umstände in Soest nie mehr starten wollen.

Nachtrag:

Im Nachgang zur Börde Klassik entspann sich am Wochenende und Montag/Dienstag eine muntere Diskussion, zum einen in unserer Telegram-Gruppe, aber auch, per Email, mit dem Fahrtleiter.

Im Fokus stand hier die Bewertung der GLPs, sowie die Lösung der Kartenaufgabe 3 sowie die richtige Lösung beim Befahren der komplexen Chinesen (einmal W vs. zweimal W). Eins muss man sagen, diese Fahrt hat auf jeden Fall im Nachgang einiges an Diskussionen bewirkt, aber auch Reflektionen, ob man sowas gut finden soll (wir meinen: nein).

Im Ergebnis wurde die Wertung der GLP auf die Bestimmungen des Fahrerbriefes angepasst, somit 91,85 Punkte für uns und damit Platz 5 (statt 11). Wird es nun einen Austausch der Pokale geben? Wie fühlen sich die Teams, die am Abend vor Ort geehrt wurden und jetzt weiter hinten platziert sind? Ist sowas sinnvoll, nur damit man schnellschnell eine Siegerehrung hin bekommt?

Bei der Kartenaufgabe 3 blieb die Musterlösung etwas diffus, aber klar wurde im Email-Dialog, man hätte die 7 von oben aus anfahren müssen. Begründung: sonst hätte der Anschluss zum nachfolgenden Chinesen nicht funktioniert. Das ist korrekt. Dummerweise hat man aber so gegen das Prinzip der kürzesten Strecke verstoßen. Also…? Hier wäre mal die passenden Gelegenheit gewesen, Kontrollen zu neutralisieren. Denn neben der vom Fahrtleiter gewünschten Lösung gab es noch eine andere, auch oder insbesonders korrekte.

Bei dem „zweimal W“ war das auch nicht so gemeint und das hätte lt. Fahrleiter auch niemand so gehabt. Irrtum, wir hatten das so und korrekt war es auch. Siehe Literatur zu den komplexen Chinesen.

Damit ist nur wirklich Ende der Durchsage 🙂