2021 – Die Jahresendabrechnung

2021 fing eigentlich recht harmlos an, entwickelte sich dann aber über mehrere „Höhepunkte“ hinweg zu einem absoluten Seuchenjahr. Und damit meine ich nicht nur „Corona“.

Gerade vor diesem Hintergrund ist es doch erstaunlich – und auch erstaunlich positiv – wie sich das Oldtimer Jahr 2021 entwickelt hat: selbst den Fehlkauf konnte ich rückabwickeln.

Als erstes fällt in der Retrospektive auf, wie viele Berichte auf dieser Seite 2021 geschrieben wurden. Das lag nicht nur an meiner eigenen Aktivität, sondern auch an den vielen schönen Gastberichten, die 2021 das Spektrum hinsichtlich Regionen und Meinungen bereichert haben. Allen Gastberichtern an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

Die Anzahl der Berichte wurde aber natürlich durch die Anzahl der Fahrten und Rallyes getriggert. Nachdem 2020 im „Corona-Seuchenjahr“ erst im Herbst mit den ersten Kontaktlosfahrten die Veranstaltungen wieder begonnen wurden, sah es dann im Gesamtjahr 2021 insgesamt deutlich besser aus. Tatsächlich gab es aber auch 2021 viele Absagen und Verschiebungen. So wurden in der Classic Car Challenge von 13 geplanten Fahrten am Ende lediglich drei (!!!) auch durchgeführt. Der Rest fiel den „Corona-Regeln“ zum Opfer. Im Oldtimer Cup Westfalen sah es besser aus, hier gab es nach allen Absagen noch fünf von ursprünglich neun Fahrten.

Es stellte sich wie im Vorjahr heraus, dass die Vorgaben und Regularien der lokalen Behörden sehr unterschiedlich ausfielen. Auch mochte nicht jeder Veranstalter ein „Hygienekonzept“ erstellen, obwohl ja aus dem Vorjahr diverse Vorlagen hätten genutzt werden können. Und natürlich wurden da und dort auch Absagen unter „Corona“ verbucht, die eigentlich andere (interne) Gründe hatten. Ob z.B. die Kiepenkerl Classik in Münster noch einmal von den Untoten aufersteht, darauf möchte ich nicht wetten. Besonders gefehlt hat mir 2021 die Lippische Berglandfahrt in Lemgo. Da waren wir immer sehr gerne und das Ambiente auf dem Strohsemmelfest und „Im Borke“ war einfach klasse.

Besonders hervorheben möchte ich die Veranstaltungen in Herford und Ahaus: Hier haben die Veranstalter und Fahrtleiter mit extrem hohem Aufwand und persönlichem Einsatz sehr früh im Jahr ihre Veranstaltungen gegen den Corona-Trend bei den Behörden durchsetzen können.

Hier nun wieder die beliebte „Hitliste“ mit allen Höhen und Tiefen des Oldtimer-Jahres, natürlich total subjektiv und in willkürlicher Reihenfolge:

WC-Ausstattung des Jahres: Jahrhunderthalle, Bochum

Dixiklo-Moment des Jahres: Bilster Berg

Kaffeepause des Jahres: Bad Meinberg, Kurpark (wunderschön, leider zu kurz)

Dünnste Suppe des Jahres: Op dä Höh (Kein Rechtschreibfehler)

Beste Suppe des Jahres: Landhaus Wuttke (Reha-Winter Ori)

Kuchenbuffet des Jahres: Emsland Klassik

Siegerehrung des Jahres: „Akte X – Siekommendichholen“ bei Generalfeldmarschall Rommel

Bestes Roadbook des Jahres: Emsland Classic / Rund um die Hünengräber

Tier des Jahres: Das Eichhörnchen

Seite 19 des Jahres: siehe Seite 18

Atmosphäre des Jahres: Rothenuffeln

Baumaffe des Jahres: Fotografiert, nicht aufgeschrieben

Versteckter Baumaffe des Jahres: Herford

Pressebericht des Jahres: Ahaus

Beifahrerbesprechung des Jahres: Youtube Rothenuffeln inkl. Hund mit Knickohr

Stunt des Jahres: Stehenbleiben in der Rollprüfung

Nervigstes Newsletter des Jahres: Pascal Kapp Rallye Team

Kreisverkehr des Jahres: Independent Herbst Ori

Outfit des Jahres: Fr. Dr. No

Böser Blick des Jahres: Fuchs - Kostenlose tiere Icons

Entdeckung des Jahres: die Hohe Mark

Rallyeschild des Jahres: Arnsberger Klassikerfahrt

Doppelgänger des Jahres: Herr Hasenpusch

Matschwege des Todes: Reha Winter Ori

Fahrzeug des Jahres: Porsche 944 S2 Opel Manta A

Anruf des Jahres: Herr Hieke

Barzahlung des Jahres: Ori 75 Heiligenhaus

Location des Jahres: Jahrhunderhalle Bochum

Meiste Fehler im Roadbook: Rallye Ruhrgebiet

Unlösbarste Aufgaben des Jahres: NOSW Niederrhein Classic

Verpflegung des Jahres: Stemweder Berg

„Kontaktlose“ Verpflegung des Jahres: Herford

Gelber Moment des Jahres: einmal ganz vorne bei „gelb und gut“

Schiedsrichter des Jahres: Auf Mallorca

Schönster Pokal: Ahaus Classic Rallye

Schönste Bilder der Veranstaltung: Ruhrgebiet Classic

GLP des Jahres: Durch das alte Meppener Kraftwerk

Anspruch des Jahres: Ecurie Aix La Chapelle (eigentlich ne super Fahrt, …)

Keine Rückmeldung des Jahres: Ecurie Aix La Chapelle (Herr Präsident hat das nicht nötig …)

Beifahrerin des Jahres: Suse

Fahrer des Jahres: HG

Solofahrer des Jahres: Ziacho Wang (Ori 75 Heiligenhaus)

Längster (beklopptester?) Autotyp in einer Nennung: „Audi NSU Auto Union GT 5E Typ 81/B 2 Coupe“

Enttäuschung des Jahres: Stell Dir vor, Du bist auf dem Bilster Berg und es könnte auch der Aldiparkplatz sein

Platzierung des Jahres: Platz 3 von 3 angekommenen Startern in der Klasse TS mit 230 Punkten bei Hape Kerkeling

Gutachter des Jahres: Classic Data in Stolberg („Ich kaufe eine 1“)

(Mein) Blackout des Jahres: Emsland Klassik

Clubfahrt des Jahres: Mit Jupp Schnittker rund um Hagen unterwegs

Umleitung des Jahres: siehe Clubfahrt des Jahres

Erkenntnis des Jahres: Weniger ist mehr. Auch vermeintlich kleine Fahrten haben viel zu bieten. Große Namen bedeuten nicht immer große Leistung

Dies ist ein guter Übergang. Was bleibt an übergreifender Erkenntnis?

Erstens, die Szene lebt. Entgegen mancher Unkenrufe sind die Veranstaltungen weiterhin gut besucht und waren auch oftmals ausgebucht. Einzelnen Fahrten (er-)geht es anders, dort leidet man an mangelnder Nachfrage – hier dürften aber in den meisten Fällen selbstgemachte Probleme die Ursache sein (ungünstiger Termin, hohe Nenngelder, zu wenig Marketing, unpassendes Konzept – oder alles zusammen). Zur Wahrheit gehört auch: ohne eine Cup Wertung wären manche Veranstaltungen noch spärlicher besucht!

Zweitens, es gibt Nachwuchs. Bei vielen Fahrten (und das waren eher die „kleinen“ Veranstaltungen) gab es einen bunt gemischtes Teilnehmerkreis und eben nicht nur die inzwischen wirklich alten Rallyehasen der 1960er bis 1980er (wobei ich die natürlich auch lieb habe). Die Art und Weise, wie ich als Veranstalter eine Fahrt aufziehe und wie ich Marketing betreibe, hat doch m.E. einen beträchtlichen Einfluss auf den Teilnehmerkreis.

Seitdem auch wieder „nicht-kontaktlose“ bzw. „halb-kontaktlose“ Veranstaltungen möglich sind, ist in Teilen der Rückfall in alte Gewohnheiten zu beobachten: Hektisches Auswerten unter Zeitdruck, Chaos beim Ergebnisaushang, Siegerehrungen kurz vor Mitternacht. Das muss doch nicht sein! Warum wird hier nicht mehr auf die Erfahrungen des letztes Jahres zurückgegriffen? Abends schönes Essen, alle fahren entspannt nach Hause und die Ergebnisse gibt es dann 1-2 Tage später online. Keine Ehrenpreise mehr für Platz 4 bis 17 – sondern nur noch für das „Treppchen“ – auf dem Postweg und gut ist. So ein Ablauf würde doch zur allgemeinen Entspannung beitragen. Ähnliches gilt auch für die Dauer bzw. Länge einer Fahrt. Anreise bis 8 Uhr und dann Siegerehrung (siehe oben) 20 Uhr bzw. deutlich später? Auch das muss nicht sein – in der Kürze liegt die Würze und bei eigentlich allen „Kurzveranstaltungen“ des Jahres 2021 habe ich nichts vermisst (besonders positives Beispiel: Rund um die Hünengräber). Einige Roadbooks waren in der Nachmittagsetappe erkennbar auf Strecke getrimmt – überflüssig. Dann lieber um 16 Uhr im Ziel sein und noch einen entspannten Abend verbringen.

Ich darf noch einmal Herrn „Kirsche“ zitieren: den kompakten Veranstaltungen gehört die Zukunft!

Einen eigenen Abschnitt möchte ich den sog. „Cup-Wertungen“ widmen:

Die Classic Car Challenge war ja von Absagen besonders betroffen. Das hier überhaupt noch Ergebnisse nachgehalten wurden – kaum zu glauben.

Der ADAC Cup Westfalen-Lippe konnte erneut mit einer recht zeitnahen Auswertung bzw. Aktualisierung überzeugen. Auch die Wertung „4-von-5“ finde ich fair. Es gab auch kein nachträgliches Rumgefummel an den Regularien.

Ganz anders, wieder einmal, die andere ADAC Serie: der Classic Revival Pokal. Also quasi das Sorgenkind der Oldtimer-Serien. Hier war die „Aktualisierung“ der Ergebnisse wie im Vorjahr das absolute Trauerspiel. Wochen- bzw. monatelang tat sich nichts. Die im Internet veröffentlichten Terminankündigungen wurden dann auch regelmäßig gerissen. Hinzu kam 2021, dass im laufenden Wettbewerb weitere Fahrten kurzfristig bzw. auch nachträglich in die Wertung mit aufgenommen wurde. Z.B. „Melle“ – hier bekam ich am Vortag (also während der Fahrt auf dem Stemweder Berg) eine Email, ich könnte bei Melle noch für die Serie mitfahren und sollte mich bei Bedarf melden. Am Vortag! Die Antwort auf meine Rückmeldung kam dann ca. 3 Wochen später. Das nachträgliche Verändern der Regularien betrachte ich als durchaus unsportlichen Akt. Same procedure as every year: Es ist schön, dass der ADAC diese Wertung anbietet, aber er sollte sich dann auch mit ausreichend Ressourcen darum kümmern und ggf. weniger über E-Bikes und sonstige Fahrräder schreiben…

Am ECC habe ich zwar teilgenommen (die Nennung wurde auf dem Vorjahr „wegen Corona“ übernommen). Aber anders als geplant, war nur eine einzige Teilnahme möglich (die Fischgräten des Todes in Aachen). Dafür ist Platz 16 in der Gesamtwertung durchaus noch ordentlich 🙂 und es gab immerhin noch einen ganz schmucken Pokal dafür.

Meine Oldtimer-Rallye-Wünsche für 2022ff.:

Lieber ADAC, bitte mal die Kategorien Touristisch, Tourensportlich, Sportlich, Wanderer, Ausfahrt überprüfen, anpassen und vereinheitlichen

Keine hässlichen Pokale mehr! Pokale nur noch für Platz 1-3 je Klasse und Gesamt, dafür „schön & wertig“ – der Rest der Teilnehmer bekommt einen schönen Aufkleber

Schluss mit den Damenpokalen. Das ist 50er Jahre Mief. Lieber Pokale für den Nachwuchs! Auch die längste Anreise ist keine Leistung an sich!

Nenngelder reduzieren, dafür bestellt und zahlt jeder Teilnehmer sein Essen selbst. Oder ruft mal in Stemwede an, wie man super Verpflegung hinbekommt

Liebe Fahrtleiter, kein Sparen mehr an der falschen Stelle: ein hochwertiges Roadbook mit fester Spiralbindung sollte selbstverständlich sein

Überprüfung der Wertungsklassen: ist es wirklich entscheidend für das Ergebnis, ob das Fahrzeug Bj. 1968 oder 1975 ist? Natürlich nicht.

Und noch mal an die Fahrtleiter bzw. Auswerter: bestraft endlich mal die ganzen Verstöße gegen die „gelbe Schild-Regel“: es kommt so oft vor, dass Teilnehmer sich vor der ZK / in der GLP nicht an die Regeln halten. Das sollte entweder gem. den Regeln geahndet werden, oder streicht diese Vorgabe, wenn die Kontrolle nicht möglich oder erwünscht ist