Am Samstag, den 07.08.21 startete, wie auch in den letzten Jahren am Flugplatz Bad Sassendorf, die inzwischen 9. Börde Klassik. Corona-konform mit Frühstück im Fahrzeug und unter noch trockenen Bedingungen ging Punkt 09:31 Uhr der erste von insgesamt 78 Teilnehmern an den Start. Die Fahrtunterlagen wurden bereits bei der Einfahrt auf das Gelände ausgehändigt, leider fehlte uns hier bereits die Teilnehmerplakette, die aber auf Nachfrage noch nachgereicht wurde. Gleich zu Beginn wartete auch schon die erste Zeitprüfung: hier galt es 250 m in 30 Sekunden möglichst genau zu fahren. Jegliche Abweichung spiegelte sich in Strafpunkten wider. Unsere Abweichung in dieser Prüfung lag bei 0,53 Sekunden – da ging noch was! Nun galt es auf „Baumaffen“ und Weilerschilder zu achten und diese in der Bordkarte zu notieren.

Nach einer beschaulichen Fahrt nach Chinesenzeichen durch die Soester Börde kam dann irgendwann die erste Kartenaufgabe, genauer: Fahrt-aufgabe 1.

Hier galt es eine Strecke mit Pfeilen auf dem kürzesten Wege von A nach B unter Berücksichtigung der Einbahnstraßen-Regel in voller Länge zu fahren. Leider hatte der Veranstalter es versäumt, in der Aufgabe im Bereich von Aufgabenteil „6“ eine Straße zu sperren, da diese direkt über einen Bauernhof führte, dessen Bewohner zu Recht (!) von den unerwarteten Besuchern überrascht waren. Als Teilnehmer sehe ich es nicht als meine Aufgabe an, hier mit den Anwohnern zu diskutieren. In der Aufgabenstellung stand als letzter Satz, dass alle zu befahrenden Straßen asphaltiert seien. Nur schade, dass man dieses erst bemerken konnte, als man den Bauernhof schon so gut wie überquert hatte. Also hieß es wenden und nochmals an den Anwohnern vorbei – oder regelwidrig die kurze Schotterstraße weiterfahren. Bei wie bereits erwähnt 78 Teilnehmern für die Anwohner eine sicherlich interessante Erfahrung… Wie diese Aufgabe dann auch noch gewertet werden konnte, versteht wahrscheinlich nur der Veranstalter.

Auf eine diesbezügliche Anfrage gab es im Nachgang zur Veranstaltung leider keine Antwort. Lediglich bei der Veröffentlichung der Ergebnisse rühmte man sich damit, dass immerhin „40% der Teilnehmer richtig gefahren“ seien. Seltsamerweise hatten diese überwiegend hohe Startnummern. Naja, wird wohl Zufall sein?! Eine fehlende DK (Durch-fahrtskontrolle, Stempel) sowie fehlende „Baumaffen“ waren dann das Ergebnis.

Gerne erinnert man sich noch an die Börde Klassik des letzten Jahres, als eine ähnliche Aufgabe mit zusätzlichen Negativkontrollen für Spaß und Unterhaltung sorgte. Oder als anhand einer historischen Karte eine mittlerweile vergessene Route gefahren werden musste. Diese Zeiten scheinen vorbei zu sein.

Stattdessen gab es ein fragwürdiges „Design Rätsel“, bei dem anhand schlecht kopierter Fotos verschiedene historische Autos am Vorder- und Heckteil erkannt und die jeweilige Marke benannt werden sollten. Da diese Aufgabe anscheinend einen beachtlichen Teil der Wertung ausmachte, fragt man sich zurecht: „Warum“? Sollte so eine Veranstaltung nicht auf der Strecke entschieden werden? Steht evtl. die Renaissance des Teebeutelweitwurfs bevor?

Aber zurück zur eigentlichen Veranstaltung:

Weiter ging es mit ungenau kilometrierten Chinesen zur Mittagspause am Kabelwerk B64 – direkt an der gleichnamigen Bundesstraße. Diese durfte allerdings nicht mit Vorzeit angefahren werden. Also Warten vor der Einfahrt zum Lokal, bis die Straße voll war.

Nach einem ansprechenden Mittagessen, mit Nudeln und Hühnchen, sollte es wieder auf die Strecke gehen. Sollte, weil immer noch Teilnehmer zur Pause eintrafen, während die Ersten versuchten, dieses Gelände wieder zu verlassen, schließlich mussten hier Startzeiten eingehalten werden. Vielleicht war es dem Veranstalter einfach entgangen, dass der Parkplatz über zwei Ein-bzw. Ausfahrten verfügte. Warum nicht beide genutzt wurden, lässt sich vielleicht mit Personalmangel erklären.

Nun ging es direkt zur GLP 2. Hier galt es eine Strecke von 500m in 60 Sekunden zu durchfahren. Das ergab einen Durchschnitt von 30 Km/h. Unsere Abweichung auf diesem kurzen Abschnitt ergab 0,04 Sekunden, was ziemlich Ok ist.

Dem zweiten Streckenabschnitt wurde leider von den Behörden kurzfristig die teilweise Genehmigung entzogen. Die Fahrtleitung hat hier nun improvisieren müssen, also wurde kurzerhand eine Umleitung mit Zwischenstopp durch Stromberg gefahren. Am Zwischenstopp an der Wallfahrtskirche angekommen gab es eine DK. Stempel abholen – Fahrzeug parken – öffentliche Toilette suchen – Fehlanzeige – Tschüss Stromberg – Danke Corona.

Nun ging es weiter mit Fahrtaufgabe Nr.2: Wieder sollte die kürzeste Strecke nach Pfeilen gefahren werden, jedoch nach unterschiedlichen Angaben. Im Roadbook stand „nur doppellinige“ Straßen, in der Aufgabe wurden aber auch „einlinige Straßen“ erlaubt?!? Was war zu tun? Egal, offenbar gab es auch hier Abstimmungsprobleme in der Planung.

Im weiteren Streckenverlauf warteten wir noch den Aufbau einer DK ab, den wir zufällig bemerkt hatten. Hatten wir etwa Vorzeit heraus gefahren, die wir mit diesem bereits erwähnten seltsamen Bilderrätsel verplempern konnten? Ja, hatten wir, genützt hat es uns aber nichts. An der Zieleinfahrt angekommen, die nun mit Vorzeit angefahren werden durfte, antwortete ein freundlicher Helfer auf die Frage, welchen Einfluss dieses Spielchen auf die Auswertung habe, mit „gar keinen“. Ein Irrtum, wie sich im Laufe des Abends herausstellen sollte.

Am Zielort in Theiningsen (Gasthof Schulte) selbst warteten Partyzelte und Bierwagen auf die Teilnehmer. Die Versorgung mit Kaffee/Kuchen sowie einem Abendessen und passenden Getränken war ausgezeichnet. Die Siegerehrung mit Pokalen für alle Teilnehmer, sowie die Sonderpokale für Klassen- und Gesamtsieger, Markenpokale für Porsche und Alfa Romeo, beste Beifahrerin etc. Ein Aushang der Ergebnisse erfolgte jedoch nicht. Fehler konnte es offenbar nicht geben (?). Wer während der Siegerehrung etwas genauer hinschaute, der bemerkte „Besonderheiten“, wie z.B. falsche Klasseneinteilungen oder die Tatsache, dass das beste Porsche Team, zu diesem Zeitpunkt noch auf Platz 2 der Gesamtwertung liegend, gar keinen Pokal bekam ?!? Dieser wurde einem anderen Team zugesprochen. Merkwürdig!

Meine Nachfrage, wie sich unsere Strafpunkte zusammensetzen, wurde an dem Abend abgewiesen mit der Bitte, in den nächsten Tagen per email Kontakt aufzunehmen. Was dann auch geschah. Meine freundliche Anfrage wurde jedoch sehr rüde mit „was mir den einfallen würde die Auswertung anzuzweifeln“ beantwortet und verschaffte mir, wenn auch nicht namentlich genannt, eine Erwähnung als (einzige?) kritische Stimme auf der Homepage des AMC Soest, welch eine Ehre! Offenbar war ich jedoch nicht alleine, denn die Ergebnislisten im Internet änderten sich noch häufiger an diversen Stellen. Eine weitere Anfrage meinerseits blieb unbeantwortet.

Fazit: von dem Charme der letzten Börde Klassik-Veranstaltungen war in diesem Jahr leider nichts zu spüren. Wer gerne eine Ausfahrt mit Spiel, Spaß und Winke Winke, aber ohne wirkliche Seriosität macht, der ist hier gut aufgehoben. Hoffentlich entfallen die Corona-bedingten Absagen einiger anderer Veranstaltungen für das kommende Jahr, so das wieder Alternativen bestehen.

Thomas Schäfer / 14.08.21 / Startnummer 2