Auch im Jahr 2021 plagen uns „Corona“ bzw. die behördlichen Auflagen. Nachdem sich das Land bereits seit November 2020 im „Lockdown“ befindet, werden dennoch weitere Verschärfungen in der Politik diskutiert. Hammer-Lockdown, Brücken-Lockdown, Bundes-Lockdown, totaler Lockdown, der finale Lockdown, etc. Dies muss man hier schreiben, denn in diesem extrem schwierigen Umfeld hat es der Herforder MSC geschafft, eine Oldtimer Rallye zu organisieren und genehmigt zu bekommen. Zu einer Zeit, in der die allermeisten anderen Veranstaltungen ausfallen bzw. auf den St. Nimmerleinstag verschoben werden. Dabei konnten die Herforder Veranstalter auf das gute Hygienekonzept des Vorjahres zurückgreifen, welches offenbar auch die Genehmigungsbehörden überzeugt hat. Die Oldtimerenthusiasten dankten es mit großem Zuspruch und einem illustren Teilnehmerfeld. Alles was Rang und Namen hat, war vertreten. Der Ablauf war somit wie in 2020 „kontaktlos“ gestaltet – wie im Vorjahr musste man aber an der Fahrt selber keinerlei Abstriche machen. Egal, wie man nun als Teilnehmer die Aufgaben etc. empfunden haben mag, und natürlich ganz unabhängig von einer evtl. Platzierung, muss man den Veranstaltern und in diesem Fall auch den Behörden ein GANZ GROSSES Kompliment und auch DANK aussprechen, dass sie diese Fahrt in diesen schweren Zeiten ermöglicht haben.

Das Wetter knüpfte anno 2021 allerdings wieder an die Winterfahrt von 2019 an. Wenige Tage vorher gab es noch dickes Schneetreiben, am Veranstaltungstag selber war es dann zunächst trocken und später regnerisch, aber immer sehr kalt. Zumindest konnte man das Essen außerhalb des Autos verzehren, denn der Regen setzte erst später ein. Auch in diesem Jahr wurde einem der frische Kaffee inkl. belegter Brötchen morgens direkt ans Auto serviert. Hammer. Die Unterlagen, Ausführungsbestimmungen, etc. waren wie in den Vorjahren gestaltet. Insofern keine Überraschungen. Auch der Ablauf bzw. die Fahrtstrecken waren gewohnt: relativ später Start, späte „Mittagspause“. Längere erste Etappe in Richtung Norden / Wiehengebirge und kürzere zweite Etappe, dieses Mal in Richtung Weser bzw. Lippisches Bergland (wo der AC Lemgo auch immer wieder eine tolle Veranstaltung macht).

Vor dem Start erstmal aufrödeln
und frühstücken „open air“.

Top Service!

Praktisch, wenn das Rallyefahrzeug
über eine passende Theke verfügt.

Der Start auf dem Bildungs-Campus erfolgte für uns um 10.40 Uhr und zunächst war direkt wieder eine Doppel-Sollzeitprüfung mit 2 und 1 Minute zu fahren. Wenn man übungstechnisch noch etwas eingerostet ist von der langen Pause, die erste Herausforderung. Danach ging es kartenbasiert nach Exter und das durch diverse Fahrten bereits bekannte Gewerbegebiet „Hollwiesen“. Dieses Mal für uns hier ohne Prüfung, aber danach lauerte die erste Überlappung. Dann zügig nach Norden.

Bereits WP 2 war ein Leckerbissen der besonderen Art. Bei der Firma „Agoform“ musste eine Gewerbehalle umfahren werden. Dort war eine 30/60 Prüfung eingezeichnet. Die Funkuhr des Veranstalters stand am gelben Schild, also wählten wir die 10-Sekunden-Countdown-Methode. Nun fuhr mein Fahrer so mit Schwung durch die Ziel-Lichtschranke, dass mir erstmal die Brille vom Kopf flog und irgendwo auf der Rücksitzbank im Nirgendwo verschwand. Im selber Moment der Aufschrei „GEHEIM! GEHEIM!“ Direkt vor uns tauchte eine weitere Start-Lichtschranke mit grüner Flagge auf. Das war die im Fahrerbrief beschriebene geheime WP – hier musste man ca. 50 Meter in exakt 10 Sekunden fahren. Schweinchen Schlau hatte eine Uhr schon entsprechend gestellt. Nur: der passende Timer musste jetzt innerhalb vom Millisekunden gefunden werden – ohne Brille!!! Also Vollbremsung, Schweißausbrüche und dann ging es weiter… Der Überraschungsmoment ist dem Fahrtleiter hier wirklich perfekt gelungen.

Nach diesem Schreckmoment (solche Aufgaben sind das Salz in der Suppe!) führte der Streckenverlauf weiter ins Wiehengebirge und somit in die Heimat der Rothenuffelnder Laptop-Rallye. Die durchweg sehr schöne Strecke bot gerade dem Fahrer einiges. Das gilt auch für die Dingse, ähm, Ortsnamen… Schnedingsen, Kümmerdingsen, Volmerdingsen, Hedingsen, Wülferdingsen. An der Biemker Breite musste noch ein etwas versteckter roter Strich und ein ebenfalls verdeckter Baumaffe entdeckt werden. Dann ging es auch schon weiter am Wittekindshof vorbei wieder über den Gebirgskamm zurück nach Süden. Vor der ZK1 war eine DK platziert. Auch dies stiftete zum Teil bei den Teilnehmern (gewollt?) Verwirrung, da ZK und DK verwechselt wurden und die Anfahrt zur ZK somit etwas zu spät erfolgte… Sowas kannten wir aber schon…

Bei „Vorwerk“ (keine Staubsaugervertretung gesehen…) bzw. Benkhöfen eine weitere schön gemachte Aufgabe an einem Kartenübergang, was auch sehr beliebt ist. Was ist die kürzeste Verbindung? Hier hatten wir letztes Jahr das Problem mit der Überlappung dem E bzw. A, welche genau auf den Straßen platziert waren…

Unterhalb von Stift Quernheim die erste Stelle mit nachträglich erhöhtem Aufregungs- und Diskussionsbedarf. Dabei ist uns zunächst gar nichts aufgefallen. Als wir jedoch später gefragt wurden „Habt ihr das C?“ mussten wir nur mit den Schulter zucken. Nöööö…. welches C? Dieses war wohl bei „Spradorver“ in einer spitzen Ecke hinter Bäumen und Büschen versteckt gewesen. Allerdings wären wir auch nie darauf gekommen, diese Ecke SO spitz auszufahren. Die Karte gab das u.E. einfach nicht her. Wie es gemeint war, konnte man dann später in der Musterlösung mit Luftbild deutlich erkennen.

WP 3 war eine weitere kombinierte Sollzeitprüfung. Einmal 15 Sekunden und einmal 6 Sekunden genau zu treffen ist schon höhere Fahrkunst bzw. erfordert viel Übung mit der heimischen Lichtschranke. Beim bekannten Automobilwerk in Kirchlengern war dieses Mal nur eine DK und eine Fotostation postiert. Keine ZK, WP und gemeine Baumaffen wie in den Vorjahren. Eigentlich hatten wir hier mit einer weiteren geheimen WP gerechnet…

Anschließend hieß es auf der Rückfahrt zur Mittagspause in Herford „Strecke machen“, wobei aufgabentechnisch weniger passierte.. Dafür wurden wir aber in der kurzen Schlange vor der Ziel-ZK von einem Teilnehmer mit schrill quietschenden Bremsen rechts auf dem Bürgersteig überholt… Jaja, wer lesen kann, ist immer im Vorteil. Vorzeit war nämlich erlaubt.

Nervennahrung open air

Achtung, kreischende Bremsen von rechts! Dieses Geräusch klingt nach
7.000 EUR-Keramik… 

Mhm. Leckere Verpflegung wurde auch Mittags wieder direkt ans Auto serviert.

Schöner Ehrenpreis bzw. Andenken. Für mehr hat es dieses Mal auch nicht gereicht…

Die zweite Etappe hat bei der Linnenbauer-Fahrt immer etwas den Ruf gehabt, nicht nur kürzer, sondern auch einfacher oder gar „liebloser“ gemacht zu sein. Gut, kürzer war sie dieses Mal auch, aber keineswegs einfacher oder gar lieblos. Im Gegenteil, es lauerten noch einige Fallen und Schmakazien auf uns. In Herford sehen die Aufgaben zunächst auf den ersten Blick eher einfach aus, sind sie aber auf den zweiten Blick überhaupt nicht. Oftmals merkt man das aber auch erst bei der Veröffentlichung der Ergebnisse…

Nördlich von Bad Salzufflen entlang ging es in Richtung Weser. Vor dem Landhandel Klocke gleich zwei Fallen. Denn das A konnte von beiden Seiten angefahren werden und der übernächste Pfeil musste von oben angefahren werden („kleines Schwänzchen“). Hier war auch eine Straße erkennbar retuschiert worden.

Größerer Kummer wartete aber in der „Kummerkuhle“ auf uns…

Mal etwas Abwechslung. Drei kleine Striche. Und auf der kleinen Parallelstraße stand gut erkennbar die DK 69. Fahre kürzeste Strecke bzw. was will der Fahrtleiter? Für uns erkennbar sollte die DK zweimal angefahren werden, also eine Schleife drehen. Na, das ging ja aber schnell, meinte der Kontrollposten. Mhm… etwa zu schnell? Später, im Ziel, stellte sich heraus, dass die Idealstrecke vom Veranstalter „unten rum“ gedacht war. Denn der linke Strich wäre näher gewesen als der Mittlere. Nochmal Mhm. Für uns zumindest grenzwertig.

Wir befuhren dann wieder bergige Strecken im Lippischen. Bekannt Kichheide mit dem Start- und Ziellokal „Im Borke“. Hier hatten wir schon schöne Zeiten mit Oliver Welslau und seiner Fahrt. Bekannt daher auch das Ziel der WP 6 an einem (ehemaligen?) Kies- bzw. Zementwerk. Matsch und Schotter inbegriffen. Auch das sehr gut gemacht.

Kurz vor dem Zieleinlauf in Herford dann das Grande Finale. Eine Chinesenrallye auf dem Gelände der Autobahnmeisterei. Auch die Chinesen waren im Prinzip fair gemacht, nur: die Strecke auf dem Gelände war in weiten Teilen nur virtuell vorhanden. D.h. in der Karte eingezeichnet, aber in Natur nicht vorhanden. Man sah also in der Praxis nur eine leere Fläche, musste sich dann die Straßen, Kreuzungen, etc. dazu denken. Habe ich in dieser Form eigentlich noch nicht erlebt. Ähnlich wie bei der geheimen ZK wurde es wieder wärmer im Auto. Leider hat mich wohl das Gewusel auf dem Platz und der Überraschungsmoment mit den „virtuellen Straßen“ etwas aus dem Konzept gebracht. Ich kann es mir im Nachhinein einfach nicht anders erklären, warum wir das P zweimal haben… oje.

Nach ziemlich exakt 200 km erreichten wir wieder den Bildungscampus und damit das Ziel. Geschafft! Hier konnten wir schon die Musterbordkarte Teil 1 in Augenschein nehmen. Gib mir ein C! Abends gab es dann schon die kompletten Musterlösungen im Internet. Auch das sehr gut und vorbildlich organisiert.

Fazit: Der HMSC hat wieder eine typische Linnenbauerfahrt auf die Beine gestellt. Wunderschöne Streckenführung, professionelle Zeitprüfungen und Aufgaben, deren Gemeinheit sich oftmals erst auf den zweiten Blick oder eben gar nicht erschließt. Mit u.a. dem Chinesenlabyrinth und der geheimen WP gut nachgewürzt. Noch einmal besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass die Fahrt dieses Mal überhaupt stattgefunden hat, bei den Umständen. Wie im Vorjahr kann ich an andere Clubs und Veranstalter nur appellieren, sich hier ein Beispiel für eine gelungene kontaktlose Veranstaltung zu nehmen. Wir hatten viel Spaß (auch wenn es manchmal Schadenfreude war…) und durchaus auch nette (kontaktlose) Kontakte 🙂

Über unser Ergebnis schweigen wir an dieser Stelle besser.

Quiiiiiiieeetsch. Irgendwie will das Geräusch nicht weg…

Bilder vom 02 Blog

Bericht Ecurie Aix-La-Chapelle