Wegen Du-weisst-schon wurde auch die traditionelle Zöppkes-Fahrt der MSG Solingen abgesagt bzw. nach 2021 verschoben. Dafür wurde jedoch am 21./22.11. eine virtuelle Version als kleiner Trost angeboten. Die Resonanz war wie bei den meisten virtuellen Fahrten in 2020 sehr groß. Immerhin 62 Teilnehmer hatten sich in den Klassen N, A und C angemeldet. Man kann also nicht sagen, dass die Nachfrage nach den virtuellen Oris nachlässt, eher im Gegenteil. Ori-typisch war die Fahrt sehr gut und penibel vorbereitet und gestaltet. Im Ori-Kreis hat sich ein Standard etabliert, so war der Ablauf und die Gestaltung im Prinzip analog der virtuellen Fahrten in Duisburg und Bramsche. Bei den Aufgabenstellungen selber hat jedoch, wie in real, jeder Fahrtleiter seinen eigenen Stil, was den Reiz auch ausmacht. In der Aufgabenstellung/dem Fahrerbrief wurden die Regeln transparent dargestellt, dabei gab es auch wieder die Bundesstrassen-Regel, siehe VFF. Insgesamt richtete man sich doch auf eine etwas schwierigere Aufgabenstellung ein.
Am Samstag um 15 Uhr ging es los und man hatte dann bis 23.59 Uhr Zeit, um seine Lösung strafpunktfrei (Zeit) einzureichen. Die Aufgabenstellung stand als Download je Klasse bereit, und war immerhin 40 MB gross. Mancher WLAN-Router soll hier gestreikt haben, vielleicht auch ein Werk der dunklen Seite der Macht. Mich hat eher gestört, dass die Aufgabenstellung als PDF grundsätzlich nur mit dem langen Kennwort geöffnet werden konnte. Also kein „speichern unter…“ ohne Kennwort möglich. Das nervte. Die Kartendarstellung selber war sehr sauber und hochauflösend gestaltet.
Die Aufgaben führten durch das Bergische Land und damit z.T. über Strecken, welche man auf der Hasten Historic Ende Oktober schon einmal real gefahren war. Der Mix aus verschiedenen Karten, Chinesen, getarnten Fischgräten und ergänzenden Aufgabenbestandteilen machte das Ganze durchaus abwechslungsreicht. Hatte man sich erst einmal eingefunden, wirkten die Aufgaben auch nicht mehr ganz so schwer. U.a. über die Bundesstrassenregelung war aber für genügend Gelegenheiten gesorgt, auch mal Kontrollen auf der eigentlich richtigen Strecke zu vergessen.
Industrie- und Gewerbegebiete sind bei Oldtimerfahrten und Oris sehr beliebt. Das gilt auch für die virtuellen Varianten. Im Gewerbegebiet Neuenhöhe musste man gem. Einbahnstrassensystem fahren (bei Oris sonst nicht gefordert) und dieses galt dann auch für die nachfolgenden Aufgaben. Ein sehr wichtiger Hinweis. In dieser Aufgabe kamen auch die ebenfalls beliebten Parkplätze zum Einsatz. Insgesamt eine sehr schöne Aufgabenstellung.
Im Kleingedruckten stand aber auch „… Kreuzen gilt nicht als gegenläufiges Befahren…“ Oha. Zu spät gesehen, bei den Oldtimerfahrten geht das immer Hand in Hand…
In „Winterhagen“ erreichte man das nächste Gewerbegebiet. Mhm, kommt einem irgendwie bekannt vor?! Ah ja… am 24.10. gab es hier das schmackhafte *hust* Mittagessen (keine Speisen!) der Hasten Historic kredenzt. Nun war hier allerdings keine Pause, sondern Ori-Gekreisel vom Feinsten angesagt. Wendehämmer inklusive. Bei solchen und ähnlichen Aufgabestellungen merkt man immer wieder, dass die Ori-Fahrtleiter ihr Handwerk verstehen und eine Klasse für sich darstellen. Auch in der Klasse A muss man jederzeit auf der Hut sein und die kleinen grauen Zellen qualmen.
Nun ging es weiter und wieder zurück in Richtung „Start“, also in dem Fall in Richtung Ziel. Die Gegenläufigkeit über diverse Maßstabsgrenzen hinweg im Gewerbegebiet Neuenhöhe musste mit Adleraugen erkannt und dann noch korrekt gelöst werden. Zum Abschluss wurde die Karte dann auch noch farblos…
Musterbordkarten/-lösungen der drei Klassen sowie die Ergebnislisten standen am Dienstag bzw. Mittwoch zeitnah im Netz. Wie immer, wenn man ein ganz gutes Gefühl hat, dann kommt es knüppeldick. Ich glaube, das ist auch so eine alte Ori-Regel. Man muss sich auch einfach viel Zeit nehmen, um diese Aufgaben zu durchdenken, verschiedene Alternativen zu testen und vor allem: Kürzeste Strecke beachten! Das Auge, zumindest meines, sucht gerne die kürzeste Gesamtstrecke, aber die ist ja nicht gefordert. Zudem hatte ich meine Probleme bei den Kartenübergängen (teilweise wirklich den Anschluss nicht gefunden) und natürlich am Ende bei den SW-Karten die Gegenläufigkeit mit der Hinfahrt nicht gesehen. Für „mal nebenbei Lösen“ eignen sich diese virtuellen Oris definitiv nicht…
Fazit: Wieder eine sehr gut gemachte, d.h. professionelle, virtuelle Ori. Natürlich hat das Ganze nicht mehr den Neuigkeitsgrad wie im Frühjahr, aber dafür können die Veranstalter ja nichts. Die Aufgabenstellung hat mir dieses Mal gut gefallen, auch wenn ich ein paar Stellen grenzwertig fand (kürzeste Strecke in Aufgaben 5). Man erkennt die individuelle Handschrift des Fahrtleiters, so soll es sein. Wie im realen Leben sind die virtuellen Oris durch eine hohe Perfektion, aber vielleicht auch Nüchternheit gekennzeichnet. Z.B. bei den Preisen/einer virtuellen Siegerehrung könnte man ggf. etwas mehr Unterhaltungswert einbauen. Aber das sind so ganz allgemeine Gedanken…