2019 fand die Linnebauer Oldtimerfahrt noch bei Temperaturen unter 10 Grad und bei zeitweiligem Schneefall statt (Bericht hier). 2020 sieht nicht nur die Temperatur anders aus. Auch die Veranstalter in Herford müssen mit den Auflagen der „Corona-Zeit“ umgehen. Zum einen wurde die Fahrt aus dem April/Mai auf den neuen Zeitpunkt Anfang August verschoben. Zum anderen musste natürlich ein „kontaktloses“ Konzept erstellt und genehmigt werden. Ähnlich wie in Aachen ist dies auch in Herford gelungen und so konnte die Fahrt am 1. August an den Start gehen. Auf Frühstück, Mittagessen, Abendessen und Siegerehrung „inhouse“ musste verzichtet werden. Aber, so groß war der Verzicht gar nicht. Der HMSC hatte alle Register gezogen und so wurde einem z.B. das Frühstück inkl. frischem Kaffee an den Standplatz serviert. Gleiches galt auch für die Unterlagen und später das Mittagessen. Perfekt. Allerdings hat das Wetter auch dazu gepasst. Bei strömendem Regen (oder Schneefall) wäre es etwas schwieriger gewesen.

Die Fahrtunterlagen und Aufgaben waren so, wie man es von der Linnenbauerfahrt kennt: anspruchsvoll, viele Zeitaufgaben und ein kristallklares Roadbook. Dieses Mal kommt es einem so vor, dass die Orientierungsaufgaben „etwas“ einfacher waren, dafür der Schwerpunkt mehr auf den Zeit-WP lag. Hier gab es so schöne Zeiten zur fahren wie 4, 11 oder 16 Sekunden.

Das Frühstück wurde jedem Teilnahmer an das Auto serviert!

Belegte Brötchen und frischer Kaffee!

Ein Big Mäc Menü bitte und extra Chili Cheese! Vollfettstufe passend zum 600er Benz mit 12 Ventilen.

Mittags gab es weitere Verpflegung, auch wieder an das Auto serviert.

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Nach dem gelungenen Frühstück geht es um 9.21 Uhr für uns an den Start. Mit unserer Startnummer sind wir die ersten „Touristen“ in der Reihenfolge hinter den sportlichen Startern. Zunächst ist auf dem Geländes des BildungsCampus eine Zeitprüfung mit 2 Ziellichtschranken angesagt. Nach ca. 10 Monaten Zwangs-Pause im Zeitfahren muss man sich erst einmal wieder einstimmen… Danach geht es auf die Strecke in Richtung Norden, Kirchlengern, Hüllhorst. Die ersten 4 Aufgaben ist das Kartenmaterial anders, als von Herford gewohnt. Irgendwie ein blasser Druck, ähnlich wie GoogleMaps (was es aber nicht ist). Ab Aufgabe 5 dann wieder das gewohnt präzise Kartenbild. An einer Ecke einmal vorne rum – einmal hinten rum. An beiden Stellen stand ein (versteckter) Baumaffen: X und K. Leider stand hier auch ein Teilnehmerfahrzeug, das erkennbar absichtlich den einen Baumaffen verdeckt hat. Dazu wurden von der Besatzung auch noch die anderen Teilnehmer vorbei gewunken. Wer hat sowas bitte nötig?

Direkt am Start eine doppelte Sollzeitprüfung. Ähnlicher Ablauf dann noch einmal zur Mittagspause.

Mehrfach-Zeit-WP sind eine Spezialität in Herford, auch in der „Touristischen Klasse“.  Zu fahren hier 4, 11 und wieder 4 Sekunden.

Von den Vorjahren bekannt: eine Zeit-WP durch eine Halle, bzw. an einer Halle vorbei. Hier lauerte auch noch ein gemeiner Affe.

Nach einer weiteren Zeitprüfung in einem der beliebten Wendehämmer erreichten wir schon den nördlichsten Teil der Strecke in der Gegend von Hüllhorst: Hier waren wir zur Kontaktlosen Ori Rothenuffeln schon einmal. Bei dem schönen Ort „Kümmerdingsen“ lauerte ein kleiner versteckter Strich. Und bei Büttendorf bzw. Benkhöfen (viele Orte mit B dieses Mal…, dabei sollten wir mit B´s aufpassen…) gab es eine Überlappung der Aufgabenteile E und A aus den Aufgaben 6 und 7. Allerdings waren sowohl A, als auch E recht präzise in die Straßenführung hinein platziert, so dass sich eine Streckensperrung durch Veranstaltermarkierung ergab. Lange Diskussionen, aber so platziert konnte das nur Absicht sein! Daher nicht kürzeste Strecke gefahren. Im Nachhinein haben wir dann erfahren, dass dies tatsächlich keine Veranstaltermarkierung sein sollte. Ein Zufall ?!! Aber, sehr fair, das (uns fehlende) B wie Büttendorf wurde neutralisiert.

Der obere Balken von „E“ liegt präzise auf der Strasse.

Noch deutlicher: der Schenkel vom „A“ ist exakt auf der Straße platziert.
Von Doppellinigkeit ist hier nichts mehr zu sehen.

Etwas später erreichten wir dann das „Automobilwerk“ in Kirchlengern. Bereits in den Vorjahren wurden hier Zeitprüfungen durch die Hallen gefahren. Dieses Mal blieben wir draußen, aber die Lichtschranken waren auch so schön verschachtelt. Außerdem war wieder ein Baumaffe so platziert, dass man ihn eigentlich kaum erwischen konnte… Immer schön auf die Schilder achten! Ebenfalls eine Art Klassiker sind versteckte Aufgabenteile im „Schwarzenmoor“. Danach ging es schon wieder zurück nach Herford – vor der Pause musste wieder eine SZP auf dem Campus-Gelände gefahren werden.

Frisch gestärkt ging es dann in die Nachmittagsetappe, die in Herford immer ein wenig kürzer ausfällt. Etappe 2 führte über Bad Salzufflen in den Süden. Erwähnenswert auf diesem Abschnitt zwei Aufgaben. Zum einen die WP 7, eigentlich eine recht konventionelle 45 Sekundenprüfung in einem Wendehammer. Aber, hier hatten wir soviel Vorzeit (ca. 25 Minuten von 50 Minuten Fahrzeit insgesamt), dass wir erst gar nicht glauben konnten, dass dies schon die ZK ist. Zudem stand hier noch eine DK, die aber nur für die Sportler galt und aufzuschreiben war – das führte nicht nur bei uns zur Verwirrung. Der lange Rückstau tat sein übriges und so wurde es hier etwas hektisch bzw. unübersichtlich. Entsprechend waren wir froh, wieder weg fahren zu können und haben leider die anschließende Überlappung nicht gesehen – die aber auch fies war.

Aufgabe 18 war dann ein später Höhepunkt. Im Bereich Lockhausen waren einige Aufgabenteile, wie immer kürzeste Strecke, zu fahren. Allerdings war eine nach Karte doppellinige Strasse in Natur ein zugewachsener Waldweg, der zudem noch mit einem Baumstamm versperrt war. Nein, hier konnte man definiv nicht durchfahren. Durch diese Sperrung musste die Lösung der Aufgaben völlig neu aufgebaut werden. Dabei galt es auch, kleine potenzielle Gegenläufigkeiten zu beachten. Insgesamt 3mal kamen wir bei den netten Streckenposten im Wald vorbei. An dieser kontaktlosen „DK“ wurde geprüft, ob man die „2“ auch schön in die Bordkarte geschrieben hat. Ein intelligentes Konzept, um ein Schummeln der Teilnehmer zu verhindern. Anschließend noch die Pfeile A, B und C in der Lockhauser Heide und gegenläufig zurück die Transportetappe nach Herford. Das wäre vielleicht eine kleiner Kritikpunkt: aus Herford heraus und zurück gab es doch vormittags und nachmittags relativ lange Transportetappen, bei denen nicht so viel passierte.

Die Streckenführung an sich war aber landschaftlich wieder super schön, zum Teil mit einem Weitblick über Berge und Täler bis zum Horizont. Die Fahrzeiten waren, anders als z.T. in den Vorjahren, auch immer gut und ausreichend bemessen, so dass es keinen Grund fürs „Brettern“ gab.

Laut Karte doppellinig. Nach Natur besser nicht befahren.

Schöne Ori-Aufgabe zum Abschluss.

An den netten Streckenposten der „DK 2“ kam man insgesamt drei Mal vorbei. Hier herrschte super Stimmung.

Das kontaktlose Konzept hat nach Aachen auch in Herford voll überzeugt. Im Detail etwas anders, aber auch bei der Linnenbauer Fahrt war kein Verzicht angesagt und wir hatten viel Spass, auch mit Bekannten aus anderen Teams. Am Ziel gab es sogar schon eine Musterbordkarte „in Groß“ zum Ab-Fotografieren. Sehr schöne Idee.

Immer noch werden Oldtimerfahrten oder Oris abgesagt von den Veranstaltern, oder nach 2021 verschoben, in der Hoffnung, dass dann alles wieder „normal möglich“ ist. Ich persönlich glaube nicht daran. Aber, wie sich u.a. in Herford gezeigt hat, man kann trotzdem eine professionelle und unterhaltsame Veranstaltung durchführen. Vielleicht liegt in der Krise somit auch eine Chance, was z.B. das Überdenken alt-überkommener Abläufe angeht. Das Frühstückscatering in Herford war so eine positive Überraschung. Aber auch der Wegfall der Zwangswarterei auf die Ergebnisse kann doch zur Entspannung beitragen. Nicht nur wegen Corona. An der Fahrt selber musste man null Abstriche machen. Und das sollte doch in der Hauptsache zählen.

Fazit: Nach Aachen (und Rothenuffeln) eine weitere kontaktlose Fahrt, die überzeugt hat und anderen Clubs zur Nachahmung empfohlen ist. Aufgrund der langen Zwangspause war das Starterfeld sehr promiment besetzt. Die Aufgabenstellungen waren analog zu den Vorjahren gestaltet, d.h. Ori-Aufgaben mit Tücken im Detail und ein hoher Anteil von Sollzeitprüfungen. Die (Aus-)Wertung war sehr fair und es gab keinen Grund für „Klagen“, so wurde z.B. das „B“ bei der vermeintlich-offensichtlichen Veranstaltermarkierung neutralisiert. Vorbildlich! Bei einer hoffentlich möglichen Fortsetzung in 2021 könnte die Strecke mal wieder wo anders hingehen 🙂

Weitere schöne Bilder auf dem Blog von Dr. No.