Ahr-Rotwein-Klassik 2020 Bad Neuenahr – Tourensportlich!?

Gastbeitrag von Olaf Nattenberg, bmw-02-blog.de

Schon immer wollten wir nach Bad Neuenahr und die Ahr-Rotwein-Klassik fahren. Eine ansprechende Internetpräsenz und der Start im Kurpark versprachen eine gut organisierte Rallye und ein nettes Ambiente. Die noch am nächsten Tag stattfindende Veranstaltung „Oldtimer im Park“, ein überregionales Oldtimertreffen, sollte zu einem interessanten Wochenende beitragen.

In Zeiten von Corona finden Oldtimerrallyes nur sehr eingeschränkt statt, somit waren wir froh, dass die Veranstaltung durchgeführt wurde, auch wenn sie von Juni in den September verschoben werden musste. In der Zwischenzeit wurde leider das Treffen „Oldtimer im Park“ abgesagt. Dennoch meldeten wir uns an und buchten in fussläufiger Entfernung des Kurparks ein nettes Hotel.

Die touristische Ausfahrt wurde mit vielfältiger Bildersuche angekündigt. Da wir auf Bildersuchfahrten nicht viel Lust haben, nannten wir tourensportlich: Kartenskizzen, Baumaffen, Chinesen-Variationen, Krähenfüße oder Fischgräten wurden uns als anspruchsvolle Aufgabentypen versprochen.

Die Ahr-Rotwein-Klassik 2020 war nicht kontaktlos; bei bestem Wetter trafen sich Fahrer und Beifahrer draußen zu einem Frühstück unter den genehmigten Hygiene-Bedingungen. Von den ca. 100 teilnehmenden Teams starteten nur 14 in der tourensportlichen Klasse. Um 10:18:30 Uhr ging es für uns los. Im Roadbook keine komplexen Aufgaben: Kartenskizzen mit durchgezogener Strecke, keine Pfeile, keine Striche, keine Punkte … Aber auch hier: Bilder suchen! – sportlich?

Die Tourensportler starteten am Anfang mit einer Sonderprüfung. Mit den beiden seitlichen Rädern musste gleichzeitig über ein ca. 4 m langes, ca. 15 cm breites Panel gefahren werden. Erst rechts, dann links und dann wieder rechts – in einer selbst gewählten Zeit. Im Anschluss musste der Parcours in der gleichen Zeit nochmal absolviert werden – kein Problem. Danach galt es mit dem rechten Vorderreifen, einen Bierdeckel genau zu treffen – Bingo.

Die Streckenführung war wunderbar, an Ahr und Rhein entlang. Einer der Höhepunkte war die Rheinüberquerung mit der Fähre von Bad Breisig nach Bad Höningen. Dann ging es durch den Westerwald nach Koblenz und anschließend die Mosel entlang. In Richtung Eifel fuhren wir bei bestem Wetter am Lacher See vorbei und wieder zurück nach Bad Neuenahr.

Die Bildersuche gestaltete sich sehr kleinteilig, man musste sehr genau hinschauen und es waren nicht gerade wenig: 47 Stück – alle haben wir nicht gefunden. Wir Tourensportler hatten noch eine Chinesen-Etappe, die relativ einfach war, zu absolvieren. Allerdings fing der erste Chinese bereits vor dem im Bordbuch verzeichneten Startpunkt an … Alle, bis auf ein Bild gefunden. Auch keine wirklich sportliche Etappe!

Mittagspause in Ransbach-Baumbach. Schönes Ambiente mit Sitzmöglichkeiten drinnen und draußen. Es gab kleine belegte Brötchen mit Tomate und Salat, Softgetränke, Kaffee und Kuchen – alles bestens. Nach der halbstündigen Pause eine Prüfung: Einen Meter vorfahren: 90 cm hatten wir – hätte besser sein können, war aber in Ordnung.

Im Gegensatz zu den Touristen, die ihre Bordkarte schon mittags abgegeben hatten, mussten wir nun weitere Bilder suchen und zudem Ortseingangsschilder aufschreiben. Der 1. und 3. Buchstabe wurde aufgenommen und dann über eine Rechenmatrix der richtige Zahlenwert in die Bordkarte eingetragen. Und: Bundesstraßen waren neutralisiert. Galt das auch für die Bilder oder nur die Ortsschilder?

Dann noch die Diskussion, sind Bilder auf beiden Seiten aufzuschreiben, oder nur rechts? Angeblich steht alles im Bordbuch beschrieben – die Antwort auf diese Frage natürlich nicht. Letztendlich zählten nur die Bilder auf der rechten Seite – prima ….

Nach 180 km erreichten wir wieder den Kurpark in Bad Neuenahr. Abendessen gab es ab ca. 18:00 Uhr: Spiessbraten mit Kartoffelgratin und gemischtem Gemüse, draußen serviert und an den zugewiesenen Tischen bei nach wie vor hervorragendem Wetter eingenommen. Das Essen war gut und die Unterhaltung an den Tischen sehr nett. Bilder wurden diskutiert, linke Seite – rechte Seite, Chinesen oder auch, was diese Ausfahrt nun mit tourensportlich zu tun hatte!?

Gegen 19:00 Uhr startete, leicht verspätet, die Siegerehrung. Zu unserer großen Überraschung erreichten wir den 3. Platz in der tourensportlichen Wertung. Damit hatten wir nicht gerechnet, insbesondere weil uns doch einige Bilder fehlten und wir mindestens zwei zu viel, nämlich die auf der linken Seite, aufgeschrieben hatten.

Abschließend betrachtet kann von einer sportlichen oder tourensportlichen Ausfahrt keine Rede sein. Eine GLP, eine einfache Chinesenaufgabe. Keine Striche, Punkte, Pfeile usw., nur noch mehr Bilder … In jeder zweiten touristischen Ausfahrt fahren wir mehr GLP’s und komplexere Ori-Aufgaben als hier! Was war an dieser Ausfahrt „sportlich“? Der Veranstalter teilte mit, dass sich Corona stark auf die Verfügbarkeit von Mitarbeitern ausgewirkt hätte und somit nicht mehr möglich war. Die in der Ausschreibung avisierten Stummen Wächter wurden aus Zeitmangel nicht aufgehängt – also auch keine Baumaffen. Stempelkontrollen wurden im Übrigen durch fotografierende Mitarbeiter an der Strecke ersetzt. Entgegen der Ansage des Veranstalters befanden sich dort keine Schilder, so dass man eigentlich nicht wusste, ob es sich um eine DK handelt oder einen Oldtimerenthusiasten, der mit seinem Handy ein Bild schießt.

Fazit: Mit etwas Abstand lässt sich sagen: Ambiente super, Essen gut, Strecke schön. Organisation mit einigen Mängeln. Um ein schönes Wochenende an der Ahr zu verbringen, eine prima Gelegenheit. Hoffen wir, dass nach Corona die nächste sportliche Ausfahrt an der Ahr auch wirklich den Namen sportlich bzw. tourensportlich verdient.