Im 5. Jahr arbeiten die Veranstalter der Rallye Burg Altena weiterhin daran, süddeutsche Verhältnisse auch in Westfalen/ im Sauerland zu etablieren. Eine Oldtimerrallye ganz ohne Orientierungsaufgaben, dafür aber mit anspruchsvollen Zeitwertungen und Patrick Weber, fast wie z.B. bei der 1. NAC Rallye Süd in Nürnberg.
Sportliche Wertung: 12 WP mit insgesamt 48 (!) Messungen, 1 echte GLP, mind. 2 geheime WP
Tourensportliche Wertung: 12 WP mit jeweils einer Lichtschranken-Messung, plus 1 echte GLP. Wieder mit dabei auch z.B. der legendäre Wixberg, 13 Sekunden um einen Baum kreisen, oder eine Slalom-WP mit Setz- und Bestätigungszeit.

Die Zeitentabelle (hier Tourensport) ist vorab im Netz verfügbar.

So gestrickt, wird auch ein etwas anderer Teilnehmerkreis angezogen. Bei ca. 65 Teilnehmern insgesamt ist das Verhältnis von Tourensportlern und Sportlern ca. 50:50. Das ist schon bemerkenswert. Leider wird die Veranstaltung im Rahmen des Classic Revival Pokal nur noch in der sportlichen Wertung berücksichtigt (da kann der Veranstalter nichts dafür) – was sich der ADAC dabei wohl gedacht hat…. Auch das hat vielleicht ein paar „Wettbewerber“ aus den Cup-Wertungen davon abgehalten, nach Altena zu kommen. (Fast) unnötig zu erwähnen, dass wir hier (wieder) tourensportlich starten. Die Null-Fehler-Strategie im (Ori-)Bordbuch der letzten Veranstaltungen wird in Altena aber nichts helfen… hier heisst es „wenig hinterm (Null-)Komma haben“.

10.08.2019 5. Historische Rallye Burg Altena
Veranstalter: MSC Altena e. V. (ADAC)

Team: Frank Schäfer / André Behrensdorf auf Mercedes-Benz 190E 2.5-16

Die Rallye war grundsätzlich wie im Vorjahr gestaltet (siehe unser Bericht). Allerdings wollte man einen Teil der Fehler ausmerzen (Siegerehrung um 23 Uhr!) und die Zeitprüfungen wurden daher alle per Funkuhr gestartet. Damit sollte eine Fehlerquelle entfallen. Das hat weitgehend funktioniert, führte aber bei der GP 7 Slalom zu Missverständnissen.

Die kompletten Fahrtunterlagen konnte man sich schon am Vorabend abholen. Das war auch sinnvoll, denn auch dieses Jahr war das Roadbook durch katastrophal viele Fehler gekennzeichnet. So bekam man nicht nur 5 doppelseitige Austauschseiten, sondern auch ein gesondertes Korrekturblatt mit sage und schreibe 34 Korrekturen. Teilweise sogar mit Änderungen für die Änderungen. Die Kilometrierungen stimmten vorne und hinten nicht. Kreisverkehr nach 1,5 km statt 0,5 km, etc. Auch die Chinesen selber waren zum Teil etwas holzschnittartig. So komische T-Stücke wie hier sieht man sonst selten.

Die Zeitprüfungen waren wiederum stark an das Vorjahr angelehnt und fanden auch an denselben Stellen statt. Bei der zweiten Teilnahme ok, aber auf Dauer vielleicht doch etwas einfallslos?! Somit ging es wieder durch die Halle bei SKS, rund um den Baum in Altena-City, es gab den Wixberg und die zwei Prüfungen bei Rosmart (scheußliches Gewerbegebiet). Zwischen den GP fuhr man eine weitgehend landschaftlich schöne Strecke auf ebenfalls weitgehend extrem schlechten Straßen. Hier erkennt man den Verfall der Infrastruktur in Deutschland (Verfall ist auch ein „schönes“ Stichwort in Altena). Leider wurde die Strecke (mit einer einzigen Ausnahme) nicht kontrolliert. Der Veranstalter ist bekennender Ori-Hasser, was ja ok ist. Aber auch bei einer reinen Chinesendarstellung wären einige Stempelkontrollen oder Baumaffen angebracht. Weil das hier entfällt, kommt man zu einer Kombination aus Oldtimerwandern und Zeitprüfungen. Noch bedenklicher ist, dass ein Teil der Teilnehmer offenbar von GP zu GP nach Navi fährt, also das Roadbook komplett ignoriert. Die so gewonnene Zeit wird dann zur Vorab-Inspektion der Strecke an der GP genutzt. Das kann nicht Sinn einer Veranstaltung sein. Und dazu braucht man auch keine 250 Kilometer abreißen.

Endstand Tripmaster im Ziel

Sehr schön war wiederum die Abendveranstaltung in der Burg Holtzbrinck mit einzigartigem Catering. Und auch positiv aufgefallen ist die Vertreterin der Stadt Altena, nach meiner Erinnerung die stellvertretende Bürgermeisterin (?). Ein angemessenes Grußwort und insgesamt ein sehr angenehmer und sympathischer Auftritt. Das haben wir von anderen Vertretern aus Politik/Verwaltung schon ganz anders erlebt.

Die Ergebnisse hingen dieses Jahr auch schon sehr früh und auch die Siegerehrung war zeitig dran. Aufgrund der vielen Umleitungen wurden die ZK durch Sonderkarenz komplett neutralisiert. Leider sind damit auch 12 potenzielle Wertungsquellen entfallen. An der GP 7 war vor Ort unklar, wie die Startmessung erfolgt. Funkuhr und Lichtschranke waren ca. 2-3 Meter entfernt und in der Skizze war eine Lichtschranke eingezeichnet. Allerdings galt auch der Hinweis „Alle Prüfungen werden durch Funkuhr gestartet“. Große Verwirrung . Vor Ort bekamen wir den eindeutigen Hinweis, dass der Start per Funkuhr erfolgt, die Messung aber erst durch die Lichtschranke. Das stellte sich im Ziel jedoch als falsch heraus und erklärte somit unsere hohe Abweichung. Diese Wertung wurde dann neutralisiert. Besser wäre es, keine Aufgabenstellungen zu konstruieren, bei denen solche Unklarheiten überhaupt erst entstehen können.

Ein großes Lob geht an den Veranstalter für wirklich schöne, außergewöhnliche und abwechslungsreiche Pokale! Hier gibt es nicht die von den meisten anderen Rallyes bekannten einfallslosen und hässlichen Pötte, sondern z.T. wirklich kleine Kunstwerke. Allerdings hätten wir am Ende ein paar Zahlen weniger „hinter und vor dem Komma“ gebraucht, um hier auch welche mitnehmen zu dürfen… Den Abend konnte man aber auch so gut bei einem oder zwei Mai Tai ausklingen lassen…!

Plus

* Sehr freundliche und persönliche Teilnehmerbetreuung

* Zeitprüfungen mit besonderem Charakter durchgehend auf abgesperrten Strecken

* Zu Recht legendäres Rallyebuffet vom Feinsten, Cocktailbar und Grill im Nenngeld enthalten

* Weitgehend schöne, zum Teil sogar sehr schöne, Streckenführung

* Schneller Ergebnisaushang und angemessen frühe Siegerehrung

* Teilnehmerhinweise zu Ergebnissen werden aufgenommen

* Außergewöhnliche und schöne Pokale

Minus

* Unfassbar schlechtes Roadbook mit einer Vielzahl von Fehlern und z.T. grenzwertigen Kartendarstellungen bei den Zeitprüfungen

* Streckenlänge mit ca. 250 km inkl. Umleitungen viel zu lang

* Keinerlei Überprüfung der Streckenführung, auf 250 km gibt es exakt eine DK!

Fazit: Überwiegend professionelle und teilnehmerorientierte Veranstaltung für Zeitfahrer, die mit Ori nichts anfangen können. Einzigartiges Rahmenprogramm.
Leider nach wie vor grottiges Roadbook und zu lange Strecke ohne jegliche Kontrolle.

Hier der Bericht von Hans-Jürgen Kirschbaum mit einem ähnlichen Fazit